• Holocaustdenkmal auf dem jüdischen Friedhof
In der rumänischen Stadt Radautz (rumänisch: Rădăuţi, ungarisch: Radóc), gelegen in der südlichen Bukowina im Nordosten Rumäniens, erinnert auf dem jüdischen Friedhof ein Denkmal an die Juden aus Radautz, die im Oktober 1941 in Ghettos und Arbeitslager in Transnistrien deportiert wurden.
Bild:Radautz, o.D., Die Synagoge auf einer Ansichtskarte aus der Vorkriegszeit, Privatsammlung Peter Elbau
Radautz, o.D., Die Synagoge auf einer Ansichtskarte aus der Vorkriegszeit, Privatsammlung Peter Elbau

Bild:Radautz, 2006, Der jüdische Friedhof von Radautz, Stiftung Denkmal, Roland Ibold
Radautz, 2006, Der jüdische Friedhof von Radautz, Stiftung Denkmal, Roland Ibold
Radautz liegt im Süden der historischen Region Bukowina, einem Gebiet, das nach dem Ersten Weltkrieg von Österreich-Ungarn an Rumänien fiel. Juden lebten seit Ende des 18. Jahrhunderts in Radautz. 1930 lebten in der Stadt etwa 5.600 Juden, sie stellten etwas mehr als ein Drittel der Gesamtbevölkerung von Radautz. Im Sommer 1941 verbündete sich Rumänien mit dem Deutschen Reich und nahm am Angriffskrieg gegen die Sowjetunion teil. Schon zuvor gab es in Radautz so wie in anderen Orten in der Bukowina antisemitische Übergriffe. Im Herbst 1941 befahl der rumänische Diktator Ion Antonescu, alle Juden aus der Bukowina nach Transnistrien zu deportieren. Dieses Gebiet östlich des Flusses Dnjestr im südlichen Teil der Ukraine war seit 1941 rumänisch besetzt; die SS-Einsatzgruppe D hatte bereits im Sommer 1941 den größten Teil der dort lebenden 130.000 Juden erschossen. Vom 12. bis 14. Oktober 1941 verschleppten rumänische Behörden mindestens 8.000 Juden aus Radautz und Umgebung in Zwangsarbeitslager und Ghettos in Transnistrien. Ab 1944, als sich die Rote Armee dem Gebiet näherte, konnten die nach Transnistrien deportierten Juden in ihre Heimat zurückkehren. Ein großer Teil der Juden von Radautz siedelte sich wieder in der Stadt an.
Bild:Radautz, o.D., Die Synagoge auf einer Ansichtskarte aus der Vorkriegszeit, Privatsammlung Peter Elbau
Radautz, o.D., Die Synagoge auf einer Ansichtskarte aus der Vorkriegszeit, Privatsammlung Peter Elbau

Bild:Radautz, 2006, Der jüdische Friedhof von Radautz, Stiftung Denkmal, Roland Ibold
Radautz, 2006, Der jüdische Friedhof von Radautz, Stiftung Denkmal, Roland Ibold
Mindestens 8.000 Juden aus Radautz und Umgebung wurden 1941 nach Transnistrien deportiert. Sie mussten Zwangsarbeit leisten und unter katastrophalen Bedingungen leben. Wie viele Juden aus Radautz in Transnistrien umkamen ist nicht bekannt.
Bild:Radautz, 2006, Auf dem jüdischen Friedhof, Stiftung Denkmal, Roland Ibold
Radautz, 2006, Auf dem jüdischen Friedhof, Stiftung Denkmal, Roland Ibold

Bild:Radautz, 2006, Synagoge, Stiftung Denkmal, Roland Ibold
Radautz, 2006, Synagoge, Stiftung Denkmal, Roland Ibold
Nach Ende des Zweiten Weltkriegs lebte zunächst wieder eine größere jüdische Gemeinde in Radautz. 1947 gab es etwa 6.000 Juden in der Stadt, unter ihnen auch viele Flüchtlinge aus anderen Orten sowie aus der Nordbukowina, die nach dem Krieg zur Sowjetunion gehörte. In den folgenden Jahren wanderten viele Juden nach Israel aus. 1962 hatte die jüdische Gemeinde von Radautz noch etwa 800 Mitglieder, im Jahr 2002 waren es nur noch etwa 62.
Auf dem jüdischen Friedhof der Stadt erinnert ein Denkmal an die Opfer des Holocaust. Auf dem Grabstein verweist eine Inschrift darauf, dass an der Stelle Seife beerdigt wurde, die »in den deutschen Lagern aus dem Fett der Märtyrer« hergestellt worden sei. Bereits während des Holocaust kursierte unter den Verfolgten das Gerücht, die Deutschen würden aus den Leichen ermordeter Juden massenhaft Seife herstellen. Sie deuteten die Prägung »R.I.F.« (Reichsstelle für Industrielle Fettversorgung) auf den Seifenstücken als Abkürzung für »Reines Jüdisches Fett« oder »Reines Juden-Fett«. Auch nach dem Krieg hielt sich dieser Glaube und wurde von der Sowjetunion propagandistisch ausgeschlachtet, obwohl ein Beweis für die industrielle Seifenproduktion aus Leichen nie erbracht werden konnte. Doch aufgrund dieser Annahme beerdigten Überlebende an vielen Orten, so auch in Radautz, Seifenstücke und versahen die Grabstätten mit dem Hinweis auf die Seife der »R.I.F.«.
Bild:Radautz, 2006, Holocaustdenkmal auf dem jüdischen Friedhof, Stiftung Denkmal, Roland Ibold
Radautz, 2006, Holocaustdenkmal auf dem jüdischen Friedhof, Stiftung Denkmal, Roland Ibold

Bild:Radautz, 2006, Inschrift auf dem Holocaustdenkmal, Stiftung Denkmal, Roland Ibold
Radautz, 2006, Inschrift auf dem Holocaustdenkmal, Stiftung Denkmal, Roland Ibold
Name
Monumentul Victimelor Holocaustului
Adresse
Strada Ștefan cel Mare
725400 Rădăuţi