• Lagerfriedhof Heydekrug
In der Nähe der kleinen litauischen, ehemals ostpreußischen Stadt Heydekrug (litauisch: Šilutė) erinnern mehrere Gedenksteine an die Soldaten verschiedener Nationen, die zwischen 1939 und 1944 im Kriegsgefangenenlager Stalag Luft VI ums Leben kamen.
Bild:Heydekrug, o.D., Kleinbahnhof Heydekrug, public domain
Heydekrug, o.D., Kleinbahnhof Heydekrug, public domain

Bild:Heydekrug, 2011, Ehemaliger Lagerkerker, Stiftung Denkmal
Heydekrug, 2011, Ehemaliger Lagerkerker, Stiftung Denkmal
Die kleine Stadt Heydekrug (litauisch: Šilutė) liegt im Memelland, das bis zum Ende des Ersten Weltkriegs an der Grenze des Deutschen Reichs zu Litauen lag. Juden siedelten sich dort Anfang des 19. Jahrhunderts an. Nach Ende des Ersten Weltkriegs wurde das Memelland unter Kontrolle des Völkerbundes gestellt und 1923 von Litauen besetzt. Das Deutsche Reich beendete die litauische Besatzung im März 1939. Nach dem Angriff auf Polen im September 1939 entstand in der Nähe von Heydekrug das nordöstlichste Kriegsgefangenenlager des Deutschen Reiches, vor allem für polnische Kriegsgefangene. Die Wehrmacht wandelte das Lager ab 1942 in das so genannte »Stalag Luft VI« um, ein Kriegsgefangenenlager für Piloten und Luftwaffensoldaten. 1944 wurde das Lager vor der herannahenden Front nach Westen verlegt. Die meisten der etwa 10.000 Häftlinge im Lager waren Briten, Amerikaner und Kanadier. Über ihr weiteres Schicksal ist nur wenig bekannt.
In der Stadt Heydekrug und Umgebung errichtete die örtliche SS ab Juni 1941 zudem mehrere Arbeitslager für Juden aus dem Ort und dem gesamten Landkreis Heydekrug. Arbeitsunfähige Juden wurden später von SS-Männern erschossen. Auch über diese Lager ist wenig bekannt. Diese »wilden« Arbeitslager wurden 1943 wieder aufgelöst. Die SS deportierte anschließend alle inhaftierten Juden in das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau.
Bild:Heydekrug, o.D., Kleinbahnhof Heydekrug, public domain
Heydekrug, o.D., Kleinbahnhof Heydekrug, public domain

Bild:Heydekrug, 2011, Ehemaliger Lagerkerker, Stiftung Denkmal
Heydekrug, 2011, Ehemaliger Lagerkerker, Stiftung Denkmal
Die meisten Häftlinge des »Stalags« in der Nähe von Heydekrug kamen aus Großbritannien, den USA oder Kanada, sie machten etwa 9.000 Mann aus. Weitere 300 bis 500 Kriegsgefangene in Heydekrug waren Polen. Im Stalag Heydekrug gab es auch Todesopfer, die Zahlen und näheren Umstände sind jedoch nicht bekannt. Auch über die jüdischen Zwangsarbeiter in Heydekrug gibt es kaum Erkenntnisse: Vermutlich mussten mehrere Hundert Juden in den Lagern um Heydekrug Zwangsarbeit leisten.
Bild:Heydekrug, 2011, Kreuz zum Gedenken der Opfer des Kriegsgefangenenlagers, Stiftung Denkmal
Heydekrug, 2011, Kreuz zum Gedenken der Opfer des Kriegsgefangenenlagers, Stiftung Denkmal

Bild:Heydekrug, 2011, Gedenkstein, Stiftung Denkmal
Heydekrug, 2011, Gedenkstein, Stiftung Denkmal
Ab 1944, nachdem die Rote Armee das Memelland eroberte und das Gebiet anschließend in die Sowjetunion eingegliedert wurde, nutzen die sowjetischen Behörden das Kriegsgefangenenlager weiter: Bis 1947 wurden dort deutsche Kriegsgefangene inhaftiert. Ab 1948 nutzte ebenfalls der sowjetische Geheimdienst NKWD das Gelände unter dem Namen »GULAG 3«, dort inhaftierte der NKWD Regimegegner, vor allem ortsansässige Litauer. Das Lager wurde 1955 aufgelöst und die Geschichte der Lager in Heydekrug geriet in den folgenden Jahren in Vergessenheit. Die vielschichtige Erinnerung an die Lager hätte nicht zur sowjetischen Geschichtspolitik gepasst, die eher den antifaschistischen Widerstand und den Sieg im »Großen Vaterländischen Krieg« in den Mittelpunkt stellte. Seit der Wende und der Unabhängigkeit Litauens in den frühen 1990ern entstand in Heydekrug zumindest für das ehemalige Stalag und das GULAG eine Erinnerungskultur: Der Lagerfriedhof wurde 1995 wieder zugänglich und sichtbar gemacht, seit den 2000er Jahren entstanden mehrere Denkmäler und Gedenksteine, die den verschiedenen Opfergruppen der Kriegsgefangenenlager in Heydekrug gewidmet sind.
Die Zwangsarbeitslager für Juden sind hingegen völlig in Vergessenheit geraten.
Bild:Heydekrug, 2011, Gedenkstein für sowjetische Opfer des Stalag, Stiftung Denkmal
Heydekrug, 2011, Gedenkstein für sowjetische Opfer des Stalag, Stiftung Denkmal

Bild:Heydekrug, 2011, Ansicht vom Friedhof, Stiftung Denkmal
Heydekrug, 2011, Ansicht vom Friedhof, Stiftung Denkmal
Name
Macikų koncentracijos stovyklos vieta ir kapai
Öffnungszeiten
Die Gedenksteine sind jederzeit zugänglich.