• Holocaustdenkmal Sathmar
Sathmar ist Rumäniens nordwestlichste Großstadt und liegt dicht an der Grenze zu Ungarn. In der Stadt erinnert ein Holocaustdenkmal an die mehr als 18.000 Juden aus Sathmar und Umgebung, die 1944 ins Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau verschleppt wurden.
Bild:Sathmar, 1940, Ungarns Reichsverweser Horthy beim Einmarsch ungarischer Truppen, gemeinfrei
Sathmar, 1940, Ungarns Reichsverweser Horthy beim Einmarsch ungarischer Truppen, gemeinfrei

Bild:Sathmar, 2013, Orthodoxe Synagoge, Szatmári Friss Újság
Sathmar, 2013, Orthodoxe Synagoge, Szatmári Friss Újság
Sathmar (rumänisch: Satu Mare, ungarisch: Szatmárnémeti) ist seit dem Friedensvertrag von Versailles die nordwestlichste Großstadt Rumäniens, in unmittelbarer Nähe zur ungarischen Grenze gelegen. Juden durften sich ab Mitte des 19. Jahrhunderts im Stadtgebiet ansiedeln, danach begann ihre Zahl rasant zu wachsen. Die jüdische Gemeinde war in verschiedene Gruppen zersplittert, was sich auch durch die Vielzahl der Synagogen ausdrückte. Sathmar war die Heimat von vielen Anhängern des Chassidismus, zwischen den beiden Weltkriegen erstarkte aber auch der Zionismus.
Sathmar kehrte 1940 infolge des sogenannten Zweiten Wiener Schiedsspruchs zusammen mit dem übrigen Nordsiebenbürgen zu Ungarn zurück. Damit galten für die fast 13.000 Juden von Sathmar, die etwa ein Viertel der Stadtbevölkerung ausmachten, auch hier sofort alle antijüdischen Gesetze Ungarns. Im Sommer 1941 schob Ungarn Zehntausende Juden – meist solche mit ungeklärter Staatsbürgerschaft – in die besetzte Ukraine ab, viele von ihnen ermordete die SS bei Kamenez-Podolsk, nur die wenigsten kamen zurück. Diese Maßnahmen betrafen bis zu 1.000 Juden aus Sathmar. Zwischen 1942 und 1944 wurden die meisten jüdischen Männer zwischen 21 und 45 Jahren zur Zwangsarbeit bei der ungarischen Armee eingezogen, viele von ihnen starben an der Ostfront.
Wenige Wochen nach der Besetzung Ungarns durch die deutsche Wehrmacht 1944 richteten die ungarischen Behörden ein Ghetto in Sathmar ein: Etwa 18.000 aus der Stadt und ihrer Umgebung stammende Juden wurden in einem abgeriegelten Stadtviertel wochenlang festgehalten. Polizisten und Gendarmen folterten regelmäßig Juden, um an ihr angeblich verstecktes Geld und Wertsachen zu gelangen. Die etwa 18.800 Bewohner des Ghettos wurden schließlich zwischen 19. Mai und 1. Juni 1944 in insgesamt sechs Transporten ins Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau deportiert.
Bild:Sathmar, 1940, Ungarns Reichsverweser Horthy beim Einmarsch ungarischer Truppen, gemeinfrei
Sathmar, 1940, Ungarns Reichsverweser Horthy beim Einmarsch ungarischer Truppen, gemeinfrei

Bild:Sathmar, 2013, Orthodoxe Synagoge, Szatmári Friss Újság
Sathmar, 2013, Orthodoxe Synagoge, Szatmári Friss Újság
Die ungarischen Behörden ließen über 18.000 Juden aus Sathmar nach Auschwitz-Birkenau deportieren. Die überwiegende Mehrheit ermordete die SS dort durch Giftgas, die genaue Zahl der Opfer ist jedoch unbekannt. Schätzungen gehen davon aus, dass etwa 12% oder etwa 2.200 der aus Sathmar deportierten Juden den Holocaust überlebten.
Bild:Sathmar, um 1900, Die heute nicht mehr stehende Synagoge der »status quo ante«-Gemeinde, gemeinfrei
Sathmar, um 1900, Die heute nicht mehr stehende Synagoge der »status quo ante«-Gemeinde, gemeinfrei

Bild:Sathmar, 2013, Gedenkveranstaltung beim Holocaustdenkmal, Szatmári Friss Újság
Sathmar, 2013, Gedenkveranstaltung beim Holocaustdenkmal, Szatmári Friss Újság
Nach dem Krieg kehrten die Überlebenden zunächst nach Sathmar zurück und gründeten die jüdische Gemeinde neu. 1947 lebten bereits um die 7.500 Juden in Sathmar, wobei die meisten ursprünglich aus anderen Regionen stammten – für viele sollte die an der ungarischen Grenze gelegene Stadt zum Sprungbrett in Richtung Westen werden. Ab den 1950er Jahren nahm die Zahl der Juden kontinuierlich ab, die meisten wanderten nach Israel aus. Laut neuesten Volkszählungen gibt es inzwischen weniger als 100 Juden in Sathmar, die meisten von ihnen hochbetagt.
Vom einst regen jüdischen Leben in Sathmar zeugen im Stadtbild vor allem nur noch Synagogen. Während die Synagoge der liberaleren Gemeinde seit dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr steht, ist die große orthodoxe Synagoge in der str. Decebal (ungarisch: Várdomb utca) relativ gut erhalten. Neben ihr steht ein älteres, ebenfalls orthodoxes Gebetshaus. Zwischen den beiden Gebäuden befindet sich ein Holocaustdenkmal, das an die deportierten Juden Sathmars erinnert. Auf dem Gedenkstein befindet sich eine Inschrift in den Sprachen Rumänisch, Ungarisch, Englisch und Hebräisch; sie lautet: »Im Gedenken der mehr als 18.000 Juden aus Sathmar und Umgebung, die auf Befehl der faschistischen ungarischen Regierung in die Todeslager von Auschwitz-Birkenau deportiert wurden, wo ihre überwältigende Mehrheit ermordet wurde. Möge Ihr Andenken auf ewig heilig sein!«
Bild:Sathmar, 2008, Altar der orthodoxen Synagoge, Margo Schwartz
Sathmar, 2008, Altar der orthodoxen Synagoge, Margo Schwartz

Bild:Sathmar, 2008, Inschrift auf dem Holocaustdenkmal, Margo Schwartz
Sathmar, 2008, Inschrift auf dem Holocaustdenkmal, Margo Schwartz
Name
Monumentul Holocaustului din Satu Mare / Szatmárnémeti Holokauszt-emlékmű
Adresse
Str. Decebal nr. 6
440006 Satu Mare
Telefon
+40 (0) 261 713 703
Fax
+40 (0) 261 713 703
Web
http://www.jewishcomunity.ro/en/index.php
E-Mail
cesatumare@gmail.com
Öffnungszeiten
Das Denkmal ist jederzeit zugänglich.