• Gedenkstätte Breitenau
In Guxhagen in der Nähe von Kassel erinnert eine Gedenkstätte an das Schicksal der Inhaftierten des frühen Konzentrationslagers Breitenau und des später von der Gestapo eingerichteten »Arbeitserziehungslagers«. Beide Lager befanden sich auf dem Gelände des ehemaligen Klosters Breitenau.
Bild:Guxhagen, nach 1936, Die Landesarbeitanstalt Breitenau, Gedenkstätte Breitenau
Guxhagen, nach 1936, Die Landesarbeitanstalt Breitenau, Gedenkstätte Breitenau

Bild:Guxhagen, o.D.,  Blick auf das ehemalige Klostergelände an der Fulda, Gedenkstätte Breitenau
Guxhagen, o.D., Blick auf das ehemalige Klostergelände an der Fulda, Gedenkstätte Breitenau
Kurz nach der Machtübernahme durch die NSDAP veranlassten die Behörden die Einrichtung zahlreicher »Schutzhaftlager« im Deutschen Reich, um eine große Anzahl von politischen Gefangenen festhalten zu können. Im hessischen Guxhagen entstand ein solches frühes Konzentrationslager in einer alten Klosteranlage aus dem zwölften Jahrhundert. Auf Befehl des Polizeipräsidenten in Kassel wurde das zuvor als Landesarbeitsanstalt genutzte Gemäuer für die Aufnahme der Gefangenen umgebaut. In der Zeit von Juni 1933 bis März 1934 wurden hier etwa 470 politische Gefangene festgehalten. In den ersten Monaten war das Polizeipräsidium Kassel für die Bewachung der Gefangenen zuständig. Danach übertrug sich die Zuständigkeit für das KZ Breitenau immer mehr in den Bereich der SS. Die Gefangenen mussten in einer in Breitenau ansässigen Mattenfabrikation arbeiten oder kamen in der näheren Umgebung zum Arbeitseinsatz. Einige der politischen Häftlinge wurden von den Wachmannschaften schwer misshandelt. Im Zuge der geplanten Auflösung verließen ab Oktober 1933 immer wieder Häftlinge das KZ Breitenau. Ein Teil der Männer wurde entlassen, ein größerer Teil jedoch in andere Konzentrationslager überstellt. Ab März 1934 wurde das Kloster wieder als Arbeitsanstalt genutzt.
Nach dem Beginn des Zweiten Weltkrieges richtete die Gestapo hier ein »Arbeitserziehungslager« für tausende ausländische Zwangsarbeiter ein. Zu den Gründen und Vorwänden für die Verhaftung der Frauen und Männer zählten zum Beispiel unerlaubtes Entfernen vom Arbeitsplatz, Sabotage sowie Arbeitsverweigerung. Während ihrer meist ein bis zwei Monate dauernden Haftzeit sollten die Zwangsarbeiter zu einem besseren Arbeitseinsatz »erzogen« werden. Die Klosteranlage diente der Gestapo zudem als Haftstätte für politische Gegner und als Sammellager für Juden aus dem Regierungsbezirk Kassel.
Bild:Guxhagen, nach 1936, Die Landesarbeitanstalt Breitenau, Gedenkstätte Breitenau
Guxhagen, nach 1936, Die Landesarbeitanstalt Breitenau, Gedenkstätte Breitenau

Bild:Guxhagen, o.D.,  Blick auf das ehemalige Klostergelände an der Fulda, Gedenkstätte Breitenau
Guxhagen, o.D., Blick auf das ehemalige Klostergelände an der Fulda, Gedenkstätte Breitenau
In den neun Monaten seines Bestehens durchliefen etwa 470 Männer das frühe KZ Breitenau. Wie viele dieser Gefangenen nach ihrer Verlegung in andere Konzentrationslager starben ist unbekannt.
Im späteren »Arbeitserziehungslager« hielt die Gestapo in der Zeit von 1940 bis 1945 insgesamt über 8.300 Menschen gefangen. Etwa 7.000 von ihnen waren Zwangsarbeiter. Sie kamen unter anderem aus der Sowjetunion, aus Polen, aus Frankreich, aus den Niederlanden sowie aus Italien. Der größte Teil von ihnen war zwischen 17 und 25 Jahre alt, viele auch jünger. Über 150 jüdische Männer, Frauen und Kinder deportierte die SS von Guxhagen nach Dachau und Auschwitz. Zu einer weiteren Gruppe von Gefangenen zählten politische Gegner des Nationalsozialismus, Zeugen Jehovas und »Asoziale«. Ein Teil von ihnen wurde von SS und Gestapo in die Konzentrationslager Buchenwald, Ravensbrück und Sachsenhausen verbracht. Kurz vor der Befreiung durch das amerikanische Militär erschossen Angehörige der SS und der Gestapo Ende März 1945 etwa 28 Gefangene in Guxhagen.
Bild:Guxhagen, 2003, Ausstellungsraum in der Gedenkstätte, Gunnar Richter
Guxhagen, 2003, Ausstellungsraum in der Gedenkstätte, Gunnar Richter
Nach dem Krieg befand sich in Breitenau von 1952 bis 1973 ein geschlossenes Erziehungsheim für Mädchen. Seit 1974 befindet sich in dem ehemaligen Kloster eine offene psychiatrische Einrichtung. Die Gedenkstätte Breitenau wurde 1984 von der Universität Kassel mit der Unterstützung des Landeswohlfahrtsverbandes Hessen gegründet. 1992 erfolgte in Zusammenarbeit mit dem Künstler Stephan van Borstel eine Umgestaltung der Ausstellung. Bereits zuvor, im Jahr 1987, weihte die Gemeinde Guxhagen am Fuldaberg einen Gedenkstein für die am 30. März 1945 erschossenen Zwangsarbeiter ein. Ebenfalls am Fuldaberg sind die Reste eines »SS-Ehrenmals« zu sehen, das 1933 Gefangene des KZ Breitenau errichten mussten.
Mehr durch Zufall wurden im Keller des Landeswohlfahrtsverbandes Hessen in Guxhagen tausende Akten zu beiden Lagern entdeckt. Sie enthielten eine Liste mit Angaben zu den politischen Gefangenen des KZ Breitenau, Akten zu den Inhaftierten des Arbeitserziehungslagers sowie einen Teil der Korrespondenz der Lagerleitung. Die Quellen wertete Prof. Dr. Dietfrid Krause-Vilmar in Zusammenarbeit mit Studierenden und Mitarbeitern der Universität Kassel aus. Die gewonnenen Informationen wurden in die Ausstellung einbezogen.
Bild:Guxhagen, o.D., Teil der neugestalteten Ausstellung von 1992, Gedenkstätte Breitenau, Gunnar Richter
Guxhagen, o.D., Teil der neugestalteten Ausstellung von 1992, Gedenkstätte Breitenau, Gunnar Richter

Name
Gedenkstätte Breitenau
Adresse
Brückenstraße 12
34302 Guxhagen
Telefon
+49 (0)5665 353 3
Fax
+49 (0)5665 172 7
Web
http://www.gedenkstaette-breitenau.de
E-Mail
info@gedenkstaette-breitenau.de
Öffnungszeiten
Montags bis freitags 9.00 bis 13.00 und 14.00 bis 16.00, sonntags 13.00 bis 17.00
Angebot
Lesungen, Zeitzeugengespräche, wechselnde Ausstellungen