• Denkmal Umschlagplatz
In der polnischen Hauptstadt Warschau befand sich seit Herbst 1940 bis Sommer 1943 das größte Ghetto im nationalsozialistisch besetzten Europa. Seit 1988 erinnert ein Denkmal an die Hunderttausenden, die vom »Umschlagplatz« aus ins Vernichtungslager Treblinka deportiert und dort ermordet wurden.
Bild:Warschau, 1940, Ein überwiegend von Juden bewohnter Stadtteil galt seit November 1939 als »Seuchensperrgebiet«, Historisches Archiv der Stadt Köln
Warschau, 1940, Ein überwiegend von Juden bewohnter Stadtteil galt seit November 1939 als »Seuchensperrgebiet«, Historisches Archiv der Stadt Köln

Bild:Warschau, 2010, Denkmal Umschlagplatz, Stiftung Denkmal, Philipp Jähnig
Warschau, 2010, Denkmal Umschlagplatz, Stiftung Denkmal, Philipp Jähnig
Vor dem Zweiten Weltkrieg lebten in Warschau 350.000 Juden. Nach dem Angriff auf Polen besetzte die deutsche Wehrmacht Ende September 1939 die Stadt.
Im Oktober 1940 richteten die deutschen Besatzungsbehörden das Warschauer Ghetto ein. Alle Juden aus Warschau und Umgebung, etwa 410.000 Menschen, mussten hier auf engstem Raum zusammengepfercht leben. Für die Ausführung der deutschen Befehle und zur Verwaltung des Ghettos ließen die Besatzer einen »Judenrat« bilden, an dessen Spitze der Ingenieur Adam Czerniaków stand.
1942 begann die systematische Ermordung der jüdischen Bevölkerung im Generalgouvernement, zu dem auch Warschau gehörte. Am 22. Juli 1942 erhielt Czernaków die Anweisung, täglich eine Liste mit den Namen tausender Menschen zusammenzustellen, die deportiert werden sollten. Während im Ghetto noch weitgehend Unklarheit darüber herrschte, was die auf Plakaten verkündete »Aussiedlung nach dem Osten« bedeutete, war Czernaków bewusst, dass die Deportierten ermordet werden würden. Am 23. Juli nahm er sich das Leben.
Bis Mitte September 1942 verschleppte die SS täglich bis zu 7.000 Juden in das Vernichtungslager Treblinka. Bei den Deportationen halfen deutsche Ordnungspolizisten und die jüdische Ghettopolizei mit. Die Transporte gingen in völlig überfüllten Güterwaggons vom »Umschlagplatz« ab, einem abgesonderten Bereich des Güterbahnhofs am Nordrand des Ghettos.
Bild:Warschau, 1940, Ein überwiegend von Juden bewohnter Stadtteil galt seit November 1939 als »Seuchensperrgebiet«, Historisches Archiv der Stadt Köln
Warschau, 1940, Ein überwiegend von Juden bewohnter Stadtteil galt seit November 1939 als »Seuchensperrgebiet«, Historisches Archiv der Stadt Köln

Bild:Warschau, 2010, Denkmal Umschlagplatz, Stiftung Denkmal, Philipp Jähnig
Warschau, 2010, Denkmal Umschlagplatz, Stiftung Denkmal, Philipp Jähnig
Neben Warschauer Juden verschleppten die deutschen Behörden etwa 50.000 Juden aus dem Warschauer Umland, tausende Juden aus Böhmen, dem deutschen Reichsgebiet und mehrere Gruppen von Sinti und Roma aus Rumänien, Bulgarien und Ungarn in das Ghetto.
Während der »Großen Aktion«, den systematischen Deportationen vom Sommer 1942, wurden nach Statistiken des Judenrats 254.000 Juden am »Umschlagplatz« in Güterwaggons gepfercht und in das Vernichtungslager Treblinka verschleppt.
Nach den Massendeportationen vom Sommer 1942 blieben vor allem junge, arbeitsfähige Juden im Ghetto. Nach der Niederschlagung des Ghettoaufstands im Mai 1943 deportierte die SS fast alle Überlebenden: etwa 7.000 nach Treblinka und über 40.000 in diverse Arbeitslager im Distrikt Lublin.
Von den etwa 500.000 Juden im Warschauer Ghetto erlebten nur einige tausend das Kriegsende.
Bild:Warschau, 1942, Deportation am Umschlagplatz, Żydowski Instytut Historyczny
Warschau, 1942, Deportation am Umschlagplatz, Żydowski Instytut Historyczny

Bild:Warschau, 2010, Widmungstafel an der Mauer des Denkmals, Stiftung Denkmal, Philipp Jähnig
Warschau, 2010, Widmungstafel an der Mauer des Denkmals, Stiftung Denkmal, Philipp Jähnig
1988, am 45. Jahrestag des Warschauer Ghettoaufstandes wurde das »Denkmal Umschlagplatz« eingeweiht. Es stammt von der Architektin Hanna Szmalenberg und dem Bildhauer Władysław Klamerus und befindet sich an der Stelle des ehemaligen Umschlagplatzes, der im Stadtbild nicht mehr sichtbar ist: Den Güterbahnhof, von dem aus die Deportationszüge nach Treblinka fuhren, gibt es nicht mehr. Das Denkmal besteht aus einer Mauer, die einen kleinen Raum umgibt. Hunderte, in die Wand eingravierte Vornamen erinnern an die Opfer. Hebräische und jiddische Zitate sowie Inschriften in mehreren Sprachen zur Geschichte des Ortes ergänzen das Bild.
Das Denkmal ist durch den »Gedenkweg jüdischen Märtyrertums und Kampfes« mit dem Denkmal für die Ghettohelden, dem anderen zentralen Denkmal auf dem ehemaligen Ghettogelände, verbunden. 19 Gedenksteine erinnern an einzelne Personen aus dem Warschauer Ghetto. Ein solcher Stein ist beispielsweise dem Pädagogen Janusz Korczak gewidmet, der den 192 Waisenkindern unter seiner Obhut bis zum gemeinsamen Tod in den Gaskammern von Treblinka nicht von der Seite wich.
Bild:Warschau, 2010, Detailansicht des Denkmals, Philipp Jähnig
Warschau, 2010, Detailansicht des Denkmals, Philipp Jähnig

Bild:Warschau, 2006, Rückseite des Denkmals, Georg Mayer
Warschau, 2006, Rückseite des Denkmals, Georg Mayer
Name
Pomnik Umschlagplatz
Adresse
ul. Stawki 10
00-193 Warszawa
Öffnungszeiten
Das Denkmal ist jederzeit zugänglich.