• Holocaustdenkmal Saloniki
Seit 1997 erinnert ein Denkmal im Zentrum Salonikis an die ermordeten Juden der Stadt. Nach den Deportationen nach Auschwitz-Birkenau, die 1943 innerhalb weniger Monate erfolgten, kehrten nur noch wenige Hundert überlebende Angehörige der einst größten jüdischen Gemeinde Griechenlands zurück.
Bild:Saloniki, 11. Juli 1942, Jüdische Männer  werden  auf dem Freiheitsplatz verhöhnt, Yad Vashem
Saloniki, 11. Juli 1942, Jüdische Männer werden auf dem Freiheitsplatz verhöhnt, Yad Vashem

Bild:Saloniki, 2006, Holocaustdenkmal auf dem Freiheitsplatz, Alexios Menexiadis
Saloniki, 2006, Holocaustdenkmal auf dem Freiheitsplatz, Alexios Menexiadis
Saloniki ist die Hauptstadt der Region Zentralmakedonien im Norden Griechenlands. Vor dem Zweiten Weltkrieg lebten hier etwa 50.000 Juden, etwa siebzig Prozent aller Juden Griechenlands. Sie waren größtenteils sephardische Juden ─ ihre Vorfahren waren gegen Ende des 15. Jahrhunderts aus Spanien eingewandert. Nach dem Einmarsch der deutschen Wehrmacht im April 1941 gehörte die zweitgrößte Stadt des Landes zur deutschen Besatzungszone. Jüdische Männer mussten Zwangsarbeit leisten und häufige Schikanen und Misshandlungen durch deutsche Soldaten über sich ergehen lassen. Im Dezember 1942 kamen Mitarbeiter des Reichssicherheitshauptamtes in die Stadt, um die Deportation der Juden Salonikis zu organisieren. Das »Sonderkommando für Judenangelegenheiten« unter Leitung der beiden SS-Hauptsturmführer Dieter Wisliceny und Alois Brunner wurde von der örtlichen Militärverwaltung unterstützt. Sie machten sich vor allem den Einfluss des Oberrabiners von Saloniki, Zvi Koretz, zu Nutze, der gehofft hatte, durch Zusammenarbeit die Deutschen besänftigen zu können. Über ihn leiteten die Nationalsozialisten in den folgenden Monaten sämtliche Erlasse weiter, die die Rechte der Juden immer weiter einschränkten und die späteren Deportationen ermöglichten. Auf Befehl des Sonderkommandos wurden Anfang März 1943 mehrere Stadtviertel zu Ghettos bestimmt und in den folgenden Tagen durch griechische Polizei abgeriegelt. Die ärmeren Juden, die im Ghetto im Baron-Hirsch-Viertel lebten, wurden bereits zwei Wochen später deportiert. Auch alle folgenden Transporte ließen Brunner und Wisliceny aufgrund von dessen Nähe zum Bahnhof über dieses Ghetto abwickeln. Den Juden wurde über den Oberrabiner mitgeteilt, dass sie in die Nähe von Krakau umgesiedelt würden. Die meisten Transporte hatten jedoch das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau zum Ziel. Einzige Ausnahme war ein Transport mit privilegierten Juden, unter ihnen Zvi Koretz, der in das Konzentrationslager Bergen-Belsen fuhr.
Bild:Saloniki, 11. Juli 1942, Jüdische Männer  werden  auf dem Freiheitsplatz verhöhnt, Yad Vashem
Saloniki, 11. Juli 1942, Jüdische Männer werden auf dem Freiheitsplatz verhöhnt, Yad Vashem

Bild:Saloniki, 2006, Holocaustdenkmal auf dem Freiheitsplatz, Alexios Menexiadis
Saloniki, 2006, Holocaustdenkmal auf dem Freiheitsplatz, Alexios Menexiadis
In 18 Deportationszügen schickten SS und Wehrmacht zwischen dem 15. März und dem 11. August 1943 über 45.000 Juden aus Saloniki in das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau. Von ihnen ermordete die SS knapp 34.000 sofort nach ihrer Ankunft durch Giftgas. Etwa 11.000 salonikische Juden mussten vor Ort Zwangsarbeit leisten. SS-Ärzte missbrauchten Hunderte Mädchen aus Saloniki für Sterilisationsexperimente. Unter den Deportierten befanden sich über 2.200 Juden, die aus den nördlich von Saloniki gelegenen Regionen und aus Ostthrakien stammten. Die deutschen Besatzer hatten sie zeitgleich mit den salonikischen Juden erfasst und in den Ghettos eingesperrt.
Bild:Saloniki, 11. Juli 1942, Jüdische Männer  werden  auf dem Freiheitsplatz gedemütigt, USHMM
Saloniki, 11. Juli 1942, Jüdische Männer werden auf dem Freiheitsplatz gedemütigt, USHMM

Bild:Saloniki, 2017, Grab eines Holocaustüberlebenden auf dem jüdischen Friedhof, Christian Herrmann
Saloniki, 2017, Grab eines Holocaustüberlebenden auf dem jüdischen Friedhof, Christian Herrmann
Bis Mitte der 1990er Jahre wurde in Saloniki die Geschichte der Juden kaum beachtet. Es lebten nur noch wenige Hundert Juden in der Stadt. Das einzige Denkmal, das an die Deportierten erinnerte, stand seit 1962 auf dem nach dem Krieg angelegten Neuen Jüdischen Friedhof. 1996 benannte die Stadtverwaltung einen öffentlichen Platz in »Platz der Jüdischen Märtyrer des Holocaust« um. Hier wurde im Jahr 1997, als Saloniki den Titel Kulturstadt Europas innehatte, im Auftrag der griechischen Regierung ein zentrales Holocaustdenkmal aufgestellt. Es stammt von dem jüdischen Bildhauer und Holocaustüberlebenden Nandor Glid. Er gestaltete zahlreiche Erinnerungsstätten in Europa, unter anderem in Belgrad und für die Gedenkstätte Dachau. Sein Denkmal in Saloniki, das nach seinem Tod von seinen Söhnen fertiggestellt wurde, stellt symbolisch eine brennende Menora dar. Das Denkmal sorgte für heftige Auseinandersetzungen und wurde in den folgenden Jahren immer wieder beschmiert und beschädigt.
Im Jahr 2005 wurde das Denkmal umgestellt und ist seither auf dem Plateia Eleftherias (Freiheitsplatz) zu sehen. Hier hatten am 11. Juli 1942 die deutschen Besatzungsbehörden die jüdischen Männer Salonikis einer entwürdigenden Registrierungsprozedur unterzogen, bei der sie in der glühenden Hitze öffentlich gedemütigt wurden.
2001 wurde in der Stadt ein Jüdisches Museum eröffnet, das in seiner Dauerausstellung auch auf den Holocaust eingeht.
Bild:Saloniki, 2006, Holocaustdenkmal aus dem Jahr 1962 auf dem Neuen Jüdischen Friedhof, Alexios Menexiadis
Saloniki, 2006, Holocaustdenkmal aus dem Jahr 1962 auf dem Neuen Jüdischen Friedhof, Alexios Menexiadis

Bild:Saloniki, 2006, Seitenansicht des Holocaustdenkmals, Alexios Menexiadis
Saloniki, 2006, Seitenansicht des Holocaustdenkmals, Alexios Menexiadis
Bild:Saloniki, 2004, Nandor Glids Denkmal an seinem ursprünglichen Standort am Platz der jüdischen Märtyrer des Holocaust, Alexios Menexiadis
Saloniki, 2004, Nandor Glids Denkmal an seinem ursprünglichen Standort am Platz der jüdischen Märtyrer des Holocaust, Alexios Menexiadis
Bild:Saloniki, 2017, Jüdischer Friedhof, Christian Herrmann
Saloniki, 2017, Jüdischer Friedhof, Christian Herrmann
Bild:Saloniki, 2017, Holocaustdenkmal auf dem jüdischen Friedhof, Christian Herrmann
Saloniki, 2017, Holocaustdenkmal auf dem jüdischen Friedhof, Christian Herrmann
Bild:Saloniki, 2017, Denkmal für gefallene jüdische Soldaten des Ersten Weltkrieges, Christian Herrmann
Saloniki, 2017, Denkmal für gefallene jüdische Soldaten des Ersten Weltkrieges, Christian Herrmann
Bild:Saloniki, 2017, Grab eines Holocaustüberlebenden auf dem jüdischen Friedhof, Christian Herrmann
Saloniki, 2017, Grab eines Holocaustüberlebenden auf dem jüdischen Friedhof, Christian Herrmann
Bild:Saloniki, 2017, Synagoge, Christian Herrmann
Saloniki, 2017, Synagoge, Christian Herrmann
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