• Denkmal für die Opfer des Massakers von Novi Sad
In der serbischen Stadt Neusatz an der Donau (serbisch: Novi Sad, ungarisch: Újvidék) erinnert am Ufer der Donau seit 1971 ein Denkmal an die etwa 800 Juden und 700 Serben, die im Januar 1942 von ungarischen Einheiten ermordet wurden.
Bild:Neusatz, o.D., Ansichtskarte aus der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg mit dem Hauptplatz, Stiftung Denkmal
Neusatz, o.D., Ansichtskarte aus der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg mit dem Hauptplatz, Stiftung Denkmal

Bild:Neusatz, 2010, Denkmal für die Opfer des Massakers vom Januar 1942, Gyula Sápi
Neusatz, 2010, Denkmal für die Opfer des Massakers vom Januar 1942, Gyula Sápi
Neusatz an der Donau ist die Hauptstadt der zwischen den Flüssen Donau und Save gelegenen autonomen Provinz Wojwodina. Nach dem Ersten Weltkrieg musste Ungarn dieses Gebiet an das neue Königtum der Serben, Kroaten und Slowenen abtreten. 1940 hatte Neusatz 68.500 Einwohner, unter ihnen etwa 4.300 Juden. Im April 1941 eroberten deutsche, italienische und ungarische Truppen Jugoslawien, das Land wurde zerstückelt. Ungarn besetzte mit dem Gebiet Batschka einen Teil der Wojwodina und annektierte das ehemals ungarische Territorium. Sofort nach der Besetzung begannen die ungarischen Behörden gegen Juden vorzugehen. Im Januar 1942 beschloss der Kommandant General Feketehalmy-Czeydner als Reaktion auf Überfälle serbischer Partisanen rund um Neusatz Vergeltungsmaßnahmen zu ergreifen. Am 22. Januar 1942 holten ungarische Gendarmen mehrere Hundert Juden und Serben aus ihren Häusern und trieben die Kinder, Frauen und Männer bei etwa Minus 25 Grad zur Donau. Dort mussten sich die frierenden Menschen an einer Badestelle am Donauufer aufreihen. Nach und nach erschossen die Gendarmen und Soldaten die Opfer und stießen die Leichen in den Fluss. Das Morden dauerte noch den folgenden Tag an. Ähnliche Massaker fanden in der gesamten Umgebung statt.
Bild:Neusatz, o.D., Ansichtskarte aus der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg mit dem Hauptplatz, Stiftung Denkmal
Neusatz, o.D., Ansichtskarte aus der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg mit dem Hauptplatz, Stiftung Denkmal

Bild:Neusatz, 2010, Denkmal für die Opfer des Massakers vom Januar 1942, Gyula Sápi
Neusatz, 2010, Denkmal für die Opfer des Massakers vom Januar 1942, Gyula Sápi
Bei der sogenannten Razzia im Januar 1942 erschossen ungarische Gendarmen und Soldaten in Neusatz mindestens 879 Menschen, darunter viele Serben und mindestens 550 Juden. Andere Quellen geben sogar höhere Zahlen an und gehen von über 3.200 Opfern aus, von denen die Mehrheit Serben und etwa 820 Juden waren. Die genaue Zahl der Todesopfer steht nicht fest.
Bild:Neusatz, 1942, Ungarische Truppen mit den Leichen ermordeter Zivilisten während der »Razzia«, Yad Vashem
Neusatz, 1942, Ungarische Truppen mit den Leichen ermordeter Zivilisten während der »Razzia«, Yad Vashem

Bild:Neusatz, 1971, Einweihung des Denkmals, Staatsarchiv Belgrad
Neusatz, 1971, Einweihung des Denkmals, Staatsarchiv Belgrad
Die in Serbien als »Razzia« (serbisch: Racija) bekannt gewordenen Massaker führten in Ungarn zu einem innenpolitischen Skandal, in dessen Folge die Haupttäter noch während des Krieges strafrechtlich verfolgt wurden. Die meisten von ihnen konnten jedoch fliehen und fanden zunächst in Deutschland Unterschlupf. General Feketehalmy-Czeydner wurde nach dem Krieg vom inzwischen sowjetisch besetzten Ungarn an Jugoslawien ausgeliefert und 1946 dort hingerichtet.
1971 wurde eine Plastik des aus der Wojwodina stammenden serbischen Künstlers Jovan Soldatović am Ufer der Donau errichtet. Das Denkmal trägt den Namen »Die Familie« (serbisch: Porodica) und erinnert an die Kinder, Frauen und Männer, die im Januar 1942 ermordet wurden. Später wurden dem Denkmal Hinweistafeln in verschiedenen Sprachen sowie Gedenktafeln mit den Namen von Opfern hinzugefügt.
Bild:Neusatz, 2010, Denkmal für die Opfer des Massakers vom Januar 1942, Gyula Sápi
Neusatz, 2010, Denkmal für die Opfer des Massakers vom Januar 1942, Gyula Sápi

Bild:Neusatz, 2010, Gedenktafel mit den Namen der Opfer, im Hintergrund die historische Festung Peterwardein, Gyula Sápi
Neusatz, 2010, Gedenktafel mit den Namen der Opfer, im Hintergrund die historische Festung Peterwardein, Gyula Sápi
Name
Spomenik žrtvama racije u Novom Sadu
Adresse
Kej žrtava racije
Novi Sad
Öffnungszeiten
Das Denkmal ist jederzeit zugänglich.