• Wachsen-mit-Erinnerung. Denkmal der ehemaligen Synagoge Eberswalde
Seit 2012 erinnert das Denkmal »Wachsen-mit-Erinnerung. Denkmal der ehemaligen Synagoge Eberswalde« am früheren Standort der Eberswalder Synagoge an die ehemalige jüdische Gemeinde und ihr Gotteshaus. Die Nationalsozialisten vertrieben oder deportierten zwischen 1933 und 1945 fast alle Juden der Stadt.
Bild:Eberswalde, um 1900, Luftbild der Synagoge, Museum Eberswalde
Eberswalde, um 1900, Luftbild der Synagoge, Museum Eberswalde

Bild:Eberswalde, 2013, Ansicht des Denkmals, Stadt Eberswalde
Eberswalde, 2013, Ansicht des Denkmals, Stadt Eberswalde
Juden lebten bereits seit dem Ende des 14. Jahrhunderts in Eberswalde. Im 16. Jahrhundert aus Brandenburg vertrieben, siedelten sich Juden im 17./18. Jahrhundert erneut in der Stadt in der Schorfheide an. Die Gemeinde zählte im 19. Jahrhundert etwa 200 Mitglieder und weihte 1891 eine großzügige, im maurischen Stil erbaute Synagoge ein. Im 20. Jahrhundert wuchs die jüdische Gemeinde weiter an: Etwa 300 Juden lebten 1929 in Eberswalde. Die Synagoge war ein prächtiger blau-weiß gekachelter Bau mit drei Kuppeln. Ein Blitzeinschlag beschädigte 1931 das Gebäude, viele Eberswalder Bürger halfen, den Brand zu löschen. Das Gotteshaus konnte wieder in Stand gesetzt und ein Jahr später erneut eingeweiht werden.
Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 wurden Juden schrittweise aus dem öffentlichen Leben ausgegrenzt, diskriminierende Gesetzte machten ein geregeltes Leben unmöglich. Bis 1938 wanderten über neunzig Prozent der Eberswalder Juden aus. Während der Novemberpogrome 1938 steckten Nationalsozialisten die Synagoge in Brand, Juden wurden angegriffen und verhaftet. Die Synagoge brannte völlig nieder. Die Nationalsozialisten zwangen die Gemeinde, die Ruinen abzuräumen. Der jüdische Besitzer eines Kupfer- und Messingwerks musste seine Fabrik im gleichen Jahr an »Arier« verkaufen. Viele weitere Juden flohen aus Deutschland. Die übriggebliebenen Juden mussten ab 1939 in sogenannte Judenhäuser umziehen. 1942 deportierte die SS die letzten Juden aus Eberswalde in die Vernichtungslager im besetzten Osten.
Bild:Eberswalde, um 1900, Luftbild der Synagoge, Museum Eberswalde
Eberswalde, um 1900, Luftbild der Synagoge, Museum Eberswalde

Bild:Eberswalde, 2013, Ansicht des Denkmals, Stadt Eberswalde
Eberswalde, 2013, Ansicht des Denkmals, Stadt Eberswalde
Die genaue Zahl der jüdischen Opfer aus Eberswalde ist nicht bekannt. Mindestens 46 Juden aus Eberswalde kamen durch die Verfolgung der Nationalsozialisten ums Leben.
Bild:Eberswalde, 2012, Luftbild der freigelegten Fundamente der Synagoge, MOZ, Thomas Burckhardt
Eberswalde, 2012, Luftbild der freigelegten Fundamente der Synagoge, MOZ, Thomas Burckhardt

Bild:Eberswalde, 2012, Der Innenraum des Denkmals, Christine Wolter
Eberswalde, 2012, Der Innenraum des Denkmals, Christine Wolter
Nach dem Krieg lebten keine Juden mehr in Eberswalde. Das Gelände der ehemaligen Synagoge wurde bebaut. Der Alte jüdische Friedhof verfiel und wurde mehrmals Opfer von Vandalismus. Ende der 1980er wurde der Friedhof wiederhergerichtet. Eine Gedenktafel erinnert seit 1966 am ehemaligen Standort der Synagoge an das Schicksal der jüdischen Gemeinde. Sie wurde von Bürgermeister der Stadt an einer Wand des Gebäudes der Eberswalder Feuerwehr am 9. November 1966 eingeweiht. 2010 beauftragte die Stadt Eberswalde die Künstler Horst Hoheisel und Andreas Knitz damit, ein neues Denkmal für die Synagoge und die jüdische Gemeinde von Eberswalde zu errichten. Am 9. November 2012 wurde das Denkmal eingeweiht: Nachdem die alten Fundamente der Synagoge wieder freigelegt wurden, zeichnen nun Betonmauern auf den Fundamenten den ehemaligen Grundriss des Synagogengebäudes nach. Im so entstandenen Innenraum pflanzten die Künstler Bäume. die weiter wachsen. Damit markiert das Kunstwerk gleichzeitig eine Leerstelle und die Abwesenheit der Synagoge, als auch etwas neues, entstehendes, das nie beendet ist. Der Innenraum bleibt unzugänglich. An den Außenmauern sind Texttafeln angebracht. Dort ist neben einem Informationstext auch ein Psalm zu lesen: »Auf dass erkenne das künftige Geschlecht, die Kinder, die geboren werden, dass sie aufstehen und erzählen ihren Kindern.« (Psalm 78,6).
Bild:Eberswalde, 2012, Gedenktafel aus DDR-Zeit, Christine Wolter
Eberswalde, 2012, Gedenktafel aus DDR-Zeit, Christine Wolter

Bild:Eberswalde, 2012, Ansicht des Denkmals, Stadt Eberswalde
Eberswalde, 2012, Ansicht des Denkmals, Stadt Eberswalde
Name
Wachsen-mit-Erinnerung. Denkmal der ehemaligen Synagoge Eberswalde
Adresse
Goethestraße 9
16225 Eberswalde
Telefon
+49 (0) 3334 64-410
Fax
+49 (0) 3334 64-419
E-Mail
s.neubacher@eberswalde.de
Öffnungszeiten
Das Denkmal ist jederzeit zugänglich.