• Gedenkzeichen für die ermordeten Juden von Luzk
In der Großstadt Luzk (polnisch: Łuck) im Nordwesten der Ukraine erinnert seit 1990 ein Gedenkstein an die etwa 28.000 Juden, die von den Nationalsozialisten nach ihrem Einmarsch 1941 ermordet wurden.
Bild:Luzk, 1924, Die Große Synagoge aus dem 17. Jahrhundert, YIVO Institute
Luzk, 1924, Die Große Synagoge aus dem 17. Jahrhundert, YIVO Institute

Bild:Luzk, 2007, Die ehemalige Synagoge heute, aisipos
Luzk, 2007, Die ehemalige Synagoge heute, aisipos
Luzk (polnisch: Łuck) war Hauptstadt der historischen Region Wolhynien und gehörte vor dem Ersten Weltkrieg zum Russischen Kaiserreich, danach bis 1939 zu Polen. 1939 hatte die Stadt etwa 39.000 Einwohner, davon 19.000 Juden, die andere Hälfte Ukrainer und Polen. Im selben Jahr wurde Luzk wie im Hitler-Stalin-Pakt vorgesehen von der Sowjetunion besetzt. Viele Polen wurden von den sowjetischen Besatzern verfolgt und verhaftet, jüdische Institutionen wurden geschlossen.
Als die deutsche Wehrmacht am 25. Juni 1941 in Luzk einmarschierte folgte ihr ein Vorauskommando des SS-Sonderkommandos 4a. Sofort erschossen die SS-Männer etwa 300 jüdische Männer, die sie der Brandstiftung beschuldigten. Im städtischen Gefängnis von Luzk fand das Vorkommando die Leichen von bis zu 1.000 Menschen, unter ihnen viele Ukrainer, die vom sowjetischen Geheimdienst NKWD ermordet wurden. Wenig später traf der Rest des Sonderkommandos 4a in Luzk ein. Feldmarschall Walter von Reichenau befahl eine Untersuchung durch die Wehrmacht und das Sonderkommando 4a, vermutlich war Reichenau in die Planung der »Vergeltungsmaßnahme« einbezogen. Am 2. Juli 1941 trieben ukrainische Milizionäre 1.160 jüdische Männer im Alter von 16 bis 60 Jahren zusammen. SS-Männer und Freiwillige der Wehrmacht erschossen die Juden an der berühmten Burg von Luzk. Ab Herbst 1941 mussten etwa 500 Juden in einem Lager Zwangsarbeit leisten, alle übrigen etwa 17.000 Juden mussten im Dezember 1941 in ein Ghetto umziehen. Zwischen dem 20. und 23. August 1942 brachten Angehörige einer Sondereinheit der SS alle Juden aus dem Ghetto zu vorbereiteten Gruben außerhalb der Stadt und erschossen sie. Die letzten Juden aus Luzk wurden im September 1942 von SS-Leuten ermordet.
Bild:Luzk, 1924, Die Große Synagoge aus dem 17. Jahrhundert, YIVO Institute
Luzk, 1924, Die Große Synagoge aus dem 17. Jahrhundert, YIVO Institute

Bild:Luzk, 2007, Die ehemalige Synagoge heute, aisipos
Luzk, 2007, Die ehemalige Synagoge heute, aisipos
Angehörige der SS-Einsatzgruppe C erschossen im Sommer 1941 etwa 1.500 jüdische Männer. Alle bis zu 20.000 jüdischen Männer, Frauen und Kinder, die das Ghetto überlebten, erschoss die SS im Sommer und Herbst 1942.
Bild:Luzk, 1942, Straße nach Räumung des Ghettos, Yad Vashem
Luzk, 1942, Straße nach Räumung des Ghettos, Yad Vashem

Bild:Luzk, 2007, Grabplatten vom zerstörten jüdischen Friedhof beim Holocaustdenkmal, aisipos
Luzk, 2007, Grabplatten vom zerstörten jüdischen Friedhof beim Holocaustdenkmal, aisipos
Nach dem Krieg kehrten nur etwa 150 Juden nach Luzk zurück. Eine kleine jüdische Gemeinde entstand. Die meisten Juden aus Luzk wanderten jedoch ab den 1970er Jahren nach Israel aus. Am Standort der Massenerschießungen von 1942 im Süden der Stadt wurde 1990 ein Denkmal errichtet. Es wird von Grabsteinen des längst zerstörten jüdischen Friedhofs gesäumt.
Eine weitere Erinnerung an das einst blühende jüdische Leben in Luzk ist die im frühen 17. Jahrhundert im Stil der Renaissance erbaute Große Synagoge. Sie wurde nicht nur für religiöse Zwecke, sondern auch als Gemeindezentrum und als Festung gebaut. Das Gebäude wurde im Krieg teilweise stark zerstört, heute dient es als Vereinsheim eines Sportklubs. 1995 wurde an der Außenmauer der ehemaligen Synagoge eine kleine Gedenktafel angebracht. Die Inschrift in hebräischer und ukrainischer Sprache weist nicht nur auf die Bedeutung der Synagoge als Baudenkmal hin, sondern erinnert auch an die »zehntausenden Juden aus dem Luzker Ghetto, die 1942 von den Faschisten umgebracht wurden«.
Bild:Luzk, 2007, Holocaustdenkmal am Ort der Massenerschießungen von 1942, aisipos
Luzk, 2007, Holocaustdenkmal am Ort der Massenerschießungen von 1942, aisipos

Bild:Luzk, 2005, Gedenktafel an der Wand der Großen Synagoge, Stiftung Denkmal
Luzk, 2005, Gedenktafel an der Wand der Großen Synagoge, Stiftung Denkmal
Name
Pamjatniki schertwam holokostu u Luzku
Adresse
Memorial: ul. Ahronomichna / Synagogue: bul. Danyla Halytskoho 33
43016 Lutsk
Öffnungszeiten
Die Gedenkzeichen sind jederzeit zugänglich.