• KZ-Gedenkstätte Mittelbau-Dora
Seit 1954 erinnert auf dem Gelände des ehemaligen Konzentrationslagers Mittelbau-Dora bei Nordhausen am Rande des Harzes eine Gedenkstätte an das Schicksal der Häftlinge, die hier Zwangsarbeit leisten mussten. Von 1943 bis 1945 mussten die Häftlinge die Stollen im Kohnstein zu einer unterirdischen Fabrik ausbauen und dort Waffen produzieren.
Bild:KZ Mittelbau-Dora, Sommer 1944, Eingang zum Fahrstollen A des Mittelwerkes, Bildarchiv Stiftung Preußischer Kulturbesitz
KZ Mittelbau-Dora, Sommer 1944, Eingang zum Fahrstollen A des Mittelwerkes, Bildarchiv Stiftung Preußischer Kulturbesitz

Bild:Nordhausen, 2006, Eingangsbereich zum ehemaligen Lagergelände, Ronnie Golz
Nordhausen, 2006, Eingangsbereich zum ehemaligen Lagergelände, Ronnie Golz
Am 18. August 1943 griff die britische Luftwaffe die Produktionsstätte der V2-Rakete in Peenemünde an. Die nationalsozialistische Führung beschloss daraufhin die Verlegung der Produktion unter Tage. Als Standort für eine unterirdische Fabrik wurde ein Stollen im Harzer Kohnstein gewählt. Dort hatte die Wirtschaftsforschungsgesellschaft (WiFo) nahe der Stadt Nordhausen seit 1936 ein Treibstofflager zur Versorgung der Wehrmacht gebaut. Bereits am 28. August 1943 trafen 107 Häftlinge aus dem KZ Buchenwald im neuen Außenlager »Dora« ein. Ende September befanden sich dort mehr als 3.000 Häftlinge, Ende Dezember 1943 waren es schon über 10.000. Die Häftlinge mussten zunächst im Stollen wohnen, wo sie in den feuchten, kalten und staubigen Schächten arbeiten und schlafen mussten. Sie übernahmen Transport- und Bauarbeiten und bauten den Stollen zur unterirdischen Raketenfabrik aus. Die schwere körperliche Arbeit und die katastrophalen Lebensbedingungen führten rasch zu vielen Todesfällen. Fast 2.900 Menschen starben von Oktober 1943 bis März 1944 in Dora, etwa 3.000 schwache Häftlinge deportierte die SS in die KZ Lublin-Majdanek und Bergen-Belsen. Als im Januar 1944 die Produktion der »V1« und »V2« Raketen begann, verlegte die SS einen Teil der Häftlinge in ein neu gebautes Barackenlager. Die SS benötigte für die Produktion nun qualifizierte Häftlinge, die besser versorgt wurden und in Baracken leben durften. Ab März 1944 entstanden in der Umgebung erste Außenlager des Lagers »Dora«. Ende 1944 transportierte die SS viele tausende Häftlinge vor der anrückenden Roten Armee aus den Lagern Auschwitz und Groß-Rosen in westlichere Lager, allein 16.000 Menschen verschleppte sie nach Mittelbau-Dora. Vom 3. bis 6. April räumte die SS Mittelbau-Dora: Tausende Häftlinge wurden in die Lager Bergen-Belsen, Sachsenhausen und Ravensbrück transportiert. Einige Hundert kranke Häftlinge ließ die SS im Hauptlager »Dora« zurück, die US Army befreite sie am 11. April 1945.
Bild:KZ Mittelbau-Dora, Sommer 1944, Eingang zum Fahrstollen A des Mittelwerkes, Bildarchiv Stiftung Preußischer Kulturbesitz
KZ Mittelbau-Dora, Sommer 1944, Eingang zum Fahrstollen A des Mittelwerkes, Bildarchiv Stiftung Preußischer Kulturbesitz

Bild:Nordhausen, 2006, Eingangsbereich zum ehemaligen Lagergelände, Ronnie Golz
Nordhausen, 2006, Eingangsbereich zum ehemaligen Lagergelände, Ronnie Golz
Von 1943 bis 1945 verschleppte die SS etwa 60.000 Menschen nach Mittelbau-Dora und seine Außenlager. Die größte Gruppe der Häftlinge mit fast einem Drittel bildeten Menschen aus der Sowjetunion, unter ihnen auch Kriegsgefangene. Ebenfalls große Gruppen kamen aus Polen und Frankreich. Wie viele Menschen genau der Zwangsarbeit und den katastrophalen Lebensbedingungen zum Opfer fielen lässt sich nicht mehr ermitteln. Schätzungen gehen von mindestens 20.000 Toten aus.
Bild:KZ Mittelbau-Dora, 1945, US-Soldaten finden in einer Baracke des befreiten Lagers tote und sterbende Häftlinge, National Archives Washington
KZ Mittelbau-Dora, 1945, US-Soldaten finden in einer Baracke des befreiten Lagers tote und sterbende Häftlinge, National Archives Washington

Bild:Nordhausen, 2006, Der heute zugängliche Abschnitt der Fahrstolle, Ronnie Golz
Nordhausen, 2006, Der heute zugängliche Abschnitt der Fahrstolle, Ronnie Golz
Ab April 1945 nutzten die Alliierten das ehemalige Konzentrationslager Mittelbau-Dora als Anlaufstation für ehemalige Häftlinge, deren Heimreise als »Displaced Persons« (DP) von hier aus stattfinden sollte. Am Jahrestag der Befreiung am 11. April 1946 veranstalteten die sowjetischen Militärbehörden eine Gedenkfeier am ehemaligen Krematorium. Das Gebäude wurde 1954 zu einer »Ehrenstätte« geweiht. Das Gelände jedoch wurde nicht berührt. 1966 wurde auf Initiative der SED-Kreisleitung Nordhausen die »Mahn- und Gedenkstätte Mittelbau-Dora« eröffnet. Während der 1970er Jahre baute die Gedenkstättenleitung das Gelände weiter aus: Der ehemalige Appellplatz wurde zum Kundgebungsplatz umgestaltet und 1974 zum 25. Jahrestag der DDR mit einer Rednertribüne versehen. Einige Jahre später wurde dort ein Kupferrelief des Künstlers Heinz Scharr angebracht, das den Leidensweg der Häftlinge darstellt. Nach der Wiedervereinigung Deutschlands begann 1991 die umfangreiche Neugestaltung der Gedenkstätte: Fundamente und Relikte wurden freigelegt, seit 1994 gibt es einen neuen Zugangsstollen zur ehemaligen unterirdischen Raketenfabrik. 2006 eröffnete im Museumsneubau eine Dauerausstellung.
Bild:Nordhausen, 2005, Museumsgebäude, KZ-Gedenkstätte Mittelbau-Dora, J. M. Pietsch
Nordhausen, 2005, Museumsgebäude, KZ-Gedenkstätte Mittelbau-Dora, J. M. Pietsch

Bild:Nordhausen, 2006, Das stark korrodierte Kupferrelief von Heinz Scharr, Stiftung Denkmal
Nordhausen, 2006, Das stark korrodierte Kupferrelief von Heinz Scharr, Stiftung Denkmal
Name
KZ-Gedenkstätte Mittelbau-Dora
Adresse
Kohnsteinweg 20
99734 Nordhausen
Telefon
+49 (0)3631 4958-20
Fax
+49 (0)3631 4958-13
Web
http://www.dora.de
E-Mail
info@dora.de
Öffnungszeiten
1. Oktober bis 31. März: 10.00 bis 16.00
1. April bis 30. September: 10.00 bis 18.00
Die Ausstellungen sind montags geschlossen.
Angebot
Historische Ausstellung zur Geschichte des Lagers, Dauerausstellung im Stollen des ehemaligen Mittelwerkes