• Denkmal für die Opfer des Konzentrationslagers Plaszow
Im Dezember 1942 ließ die SS im Krakauer Stadtteil Plaszow (polnisch: Płaszów) eines von mehreren hundert Zwangsarbeitslagern im besetzten Polen errichten. In Plaszow waren anfangs Juden inhaftiert, später auch nichtjüdische Polen und einige Roma. Ab Januar 1944, etwa ein Jahr vor der Auflösung des Lagers, wurde Plaszow als eigenständiges Konzentrationslager geführt.
Bild:Krakau-Plaszow, 1944, Ansicht des Lagers Plaszow, Yad Vashem
Krakau-Plaszow, 1944, Ansicht des Lagers Plaszow, Yad Vashem

Bild:Krakau-Plaszow, 2009, Denkmal für die Opfer des Faschismus, Wilfried Mählmann
Krakau-Plaszow, 2009, Denkmal für die Opfer des Faschismus, Wilfried Mählmann
In Krakau (polnisch: Kraków) befand sich eine der ältesten jüdischen Gemeinden Polens. Nach dem Angriff der deutschen Wehrmacht auf Polen wurde Krakau am 6. September 1939 besetzt. Im Wawel, der ehemaligen Residenz polnischer Könige, richtete Hans Frank seinen Sitz als Generalgouverneur ein: In diesem Amt war er Statthalter der besetzten, aber nicht ins Deutsche Reich eingegliederten Teile Polens. Im Mai 1940 wurde ungefähr die Hälfte der etwa 65.000 jüdischen Einwohner Krakaus in umliegende Orte vertrieben. Alle Verbliebenen mussten im März 1941 in ein Ghetto umziehen.
Ende 1942 mussten auf dem Gelände von zwei jüdischen Friedhöfen im Stadtteil Plaszow jüdische Arbeiter aus dem Ghetto ein Zwangsarbeitslager errichten. Mitte Februar 1943 waren in Plaszow etwa 2.000 Juden inhaftiert. Nach der Auflösung des Krakauer Ghettos stieg die Zahl der Juden im Lager bis Herbst 1943 auf 12.000 an. Im Juli 1943 richtete die SS dort ein »Arbeitserziehungslager« für nichtjüdische Polen ein. Alle Häftlinge, Männer und Frauen, mussten Schwerstarbeit leisten. Die jüdischen Häftlinge arbeiteten anfangs in Krakauer Betrieben außerhalb des Lagers, wohin sie von der SS täglich zu Fuß getrieben wurden. Ab September 1943 mussten sie innerhalb des Lagers und seinen Außenlagern arbeiten. Die Häftlinge waren unterernährt und lebten in ständiger Bedrohung vor willkürlichen Morden und Misshandlungen durch die SS. Lagerkommandant Amon Göth ließ auch kleinste Vergehen bestrafen und ermordete eigenhändig etwa 500 Häftlinge.
Im Januar 1944 wurde Plaszow ein selbstständiges Konzentrationslager. Ab Spätsommer 1944, als die Rote Armee immer näher heranrückte, wurden die etwa 24.000 Häftlinge in andere Konzentrationslager verschleppt. Ab August 1944 mussten die letzten Häftlinge die Baracken zum Teil abbauen, die Leichen aus den Massengräbern ausgraben und verbrennen. Am 14. Januar 1945 wurden die letzten Häftlinge vom KZ Plaszow, etwa 625 Männer und Frauen, zu Fuß nach Auschwitz getrieben.
Bild:Krakau-Plaszow, 1944, Ansicht des Lagers Plaszow, Yad Vashem
Krakau-Plaszow, 1944, Ansicht des Lagers Plaszow, Yad Vashem

Bild:Krakau-Plaszow, 2009, Denkmal für die Opfer des Faschismus, Wilfried Mählmann
Krakau-Plaszow, 2009, Denkmal für die Opfer des Faschismus, Wilfried Mählmann
Die meisten Häftlinge in Plaszow waren Krakauer Juden, da die SS das Lager anfangs als Zwangsarbeitslager für Juden aus dem dortigen Ghetto nutzte. Im Laufe des Jahres 1943 wurden hier auch Häftlinge aus anderen Ghettos des Distrikts Krakau inhaftiert. Durch Abtransporte in andere Lager und Einlieferungen nach Plaszow variierte die Zahl der Häftlinge stark. Ende Juli 1944 hatte das Lager über 20.000 Insassen.
Im Mai 1944 selektierten SS-Offiziere etwa 900 kranke, schwache und ältere Häftlinge und deportierten sie ins Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau, das nur etwa 60 km entfernt lag. Zu dieser Zeit wurden auch Kinder nach Auschwitz in den Tod geschickt. Im Juni 1944 traf aus Auschwitz ein Transport mit 5.000 bis 6.000 ungarischen Jüdinnen in Plaszow ein, die Anfang August nach Auschwitz zurückgeschickt wurden.
Seit Juli 1943 gab es einen eigenen Lagerbereich für nichtjüdische Polen. Polen, die wegen kleineren Vergehen festgenommen wurden, waren für eine begrenzte Zeit inhaftiert, während die politischen Gefangenen meist unbefristete Haftstrafen bekamen. Im März 1944 waren etwa 1.400 Polen im Lager.
Im Lager gab es drei Hinrichtungsstätten. In zweien wurden regelmäßig polnische Häftlinge der Gestapo, zumeist Widerstandskämpfer, hingerichtet.
In Plaszow wurden insgesamt etwa 3.000 Menschen ermordet, etwa 1.700 Polen und 1.300 Juden.
Bild:Krakau-Plaszow, 1942, Häftlinge bei der Zwangsarbeit, Yad Vashem
Krakau-Plaszow, 1942, Häftlinge bei der Zwangsarbeit, Yad Vashem

Bild:Krakau-Plaszow, 2008, Kreuz am Hügel »Hujowa Górka«, einer der Hinrichtungsstätten des Lagers, Lars K. Jensen
Krakau-Plaszow, 2008, Kreuz am Hügel »Hujowa Górka«, einer der Hinrichtungsstätten des Lagers, Lars K. Jensen
1964 wurde ein sieben Meter hohes »Denkmal für die Opfer des Faschismus in Krakau« (polnisch: Pomnik Ofiar Faszyzmu w Krakowie) nach einem Entwurf von Witold Cęckiewicz enthüllt. Es ist allgemein den Opfern des Faschismus gewidmet. Vom ehemaligen Lager sind fast keine Spuren erhalten. Am Standort des ehemaligen Lagereingangs informieren seit 2003 Tafeln über die Geschichte des Lagers. Daneben gibt es noch zwei Gedenktafeln. Eine davon erinnert seit 2000 an die ungarischen Jüdinnen, die von Plaszow aus nach Auschwitz deportiert und dort ermordet wurden. Die andere Tafel stiftete die Jüdische Gemeinde in Krakau und ist allen jüdischen Opfern des Lagers Plaszow gewidmet. An einer der ehemaligen Hinrichtungsstätten, Hujowa Górka, steht ein Kreuz mit aufgesetztem Stacheldraht.
Die Geschichte des Lagers wird auch in der Dauerausstellung zur Geschichte Krakaus während des Zweiten Weltkrieges in dem Museum »Schindlers Fabrik« (polnisch: Fabryka Schindlera) thematisiert. Das Museum eröffnete 2008 im ehemaligen Verwaltungsgebäude der Emailwarenfabrik Oskar Schindlers. Hier arbeiteten Häftlinge aus Plaszow, Schindler konnte etwa 1.200 von ihnen vor dem Transport in die Vernichtungslager retten. Diese Geschichte ist durch Steven Spielbergs Spielfilm »Schindlers Liste« aus dem Jahr 1993 weltweit bekannt geworden.
Bild:Krakau-Plaszow, 2008, Gedenkstein für die jüdischen Opfer des Lagers, Lars K. Jensen
Krakau-Plaszow, 2008, Gedenkstein für die jüdischen Opfer des Lagers, Lars K. Jensen

Bild:Krakau-Plaszow, 2008, Rückseite des Denkmals für die Opfer des Faschismus, Lars K. Jensen
Krakau-Plaszow, 2008, Rückseite des Denkmals für die Opfer des Faschismus, Lars K. Jensen
Name
Pomnik Ofiar Obozu Koncentracyjnego w Płaszowie
Adresse
ul. Henryka Kamieńskiego
30-555 Kraków
Web
http://muzeumkrakowa.pl/oddzialy/kl-plaszow
E-Mail
plaszow@muzeumkrakowa.pl
Öffnungszeiten
Das Denkmal ist jederzeit zugänglich.
Angebot
Führungen (angeboten durch das Museum der Stadt Krakau)