• Denkmal für die ermordeten Juden von Brody
In der einst jüdisch geprägten ukrainischen Kleinstadt Brody erinnert ein Denkmal am alten jüdischen Friedhof an die ermordeten Juden der Stadt.
Bild:Brody, um 1900, Postkarte mit der Goldgasse, Biblioteka Narodowa Warszawa
Brody, um 1900, Postkarte mit der Goldgasse, Biblioteka Narodowa Warszawa

Bild:Brody, 2015, Holocaustdenkmal am Jüdischen Friedhof, Jewgennij Schnajder
Brody, 2015, Holocaustdenkmal am Jüdischen Friedhof, Jewgennij Schnajder
Die an den Ufern des Styrs gelegene Kleinstadt Brody wurde 1084 das erste Mal schriftlich erwähnt. Juden lebten ab dem Ende des 16. Jahrhunderts in der Stadt. 1826 waren fast 90 Prozent der Einwohner jüdisch, was Brody zu einem der bedeutendsten Shtetl Galiziens machte. Vor dem Ersten Weltkrieg gehörte die Stadt zu Österreich-Ungarn. Wegen ihrer Nähe Grenznähe war sie ein wichtiger Transitpunkt für jüdische Migranten, die vor den Pogromen im Russischen Reich flohen. Nach dem Ersten Weltkrieg gehörte Brody zu Polen und zählte etwa 10.000 jüdische Einwohner. Im September 1939 wurde Ostpolen infolge des Hitler-Stalin-Paktes von der Sowjetunion besetzt.
Die deutsche Wehrmacht besetzte Brody acht Tage nach ihrem Angriff auf die Sowjetunion am 30. Juni 1941. Wenige Tage später erschoss das Einsatzkommando 5 der Einsatzgruppe C etwa 250 Juden beim jüdischen Friedhof. Die Opfer waren überwiegend Angehörige der städtischen Eliten.
Am 13. Januar 1942 richteten die Deutschen ein Ghetto in Brody mit etwa 6.460 jüdischen Einwohnern ein. Vom 19. September bis 2. November 1942 deportierten die Deutschen zunächst 2.500 und später weitere 3.000 Juden aus dem Ghetto ins Vernichtungslager Belzec (polnisch: Bełżec). In Brody selbst ermordeten sie zeitgleich etwa 500 Juden. Ende des Jahres treiben die Deutschen und ihre Helfer etwa 2.000 Juden aus den umliegenden Dörfern im Ghetto zusammen. Im Winter zwischen den Jahren 1942 und 1943 starben etliche Juden an Hunger und einer Typhusepidemie. Im Frühling 1943 folgten weitere »Aktionen« gegen die Juden im Ghetto.
Im Mai 1943 deportierten die Deutschen erneut Juden in das Konzentrationslager Majdanek. Am 19. Juli 1943 liquidierten die Deutschen das Ghetto: Etwa 3.500 Juden wurden nach Majdanek deportiert und mehrere Hundert in der Stadt ermordet. Damit war die jüdische Gemeinde Brodys ausgelöscht.
Bild:Brody, um 1900, Postkarte mit der Goldgasse, Biblioteka Narodowa Warszawa
Brody, um 1900, Postkarte mit der Goldgasse, Biblioteka Narodowa Warszawa

Bild:Brody, 2015, Holocaustdenkmal am Jüdischen Friedhof, Jewgennij Schnajder
Brody, 2015, Holocaustdenkmal am Jüdischen Friedhof, Jewgennij Schnajder
Am 12. Juli 1941 erschoss das Einsatzkommando 5 der Einsatzgruppe C unter SS-Obersturmführer Erwin Schulz etwa 250 Juden, überwiegend Angehörige der Oberschicht.
Etwa 500 Juden wurden zwischen dem 19. September und 2. November 1942 ermordet.
Im Winter zwischen den Jahren 1942 und 1943 starben über 1.000 Juden im Ghetto an Hunger und einer Typhusepidemie. Tausende Juden, wurden zwischen 1942 und 1943 in die Konzentrations- und Vernichtungslager Belzec (polnisch: Bełżec) und Majdanek deportiert und dort ermordet.
Bild:Brody, um 1942/43, Eingang zum Ghetto, gemeinfrei
Brody, um 1942/43, Eingang zum Ghetto, gemeinfrei

Bild:Brody, 1942/43, Juden vor ihrer Deportation, Yad Vashem
Brody, 1942/43, Juden vor ihrer Deportation, Yad Vashem
Die Rote Armee befreite Brody am 17. Juli 1944. Anschließend kehrten etwa 250 Juden in die Stadt zurück, in der nur etwa 90 Juden die Besatzungszeit überlebt hatten.
In der Stadt erinnern neben zahlreichen Gebäuden und Straßennamen vor allem der jüdische Friedhof und die ehemalige Synagoge an das einst blühende jüdische Leben in Brody. Der Friedhof befindet sich nördlich der Stadt. An seinem Rand steht das Holocaustdenkmal, das an die Opfer der Massenerschießungen von Juli 1941 bis Mai 1943 erinnert. Die ukrainische, englische und hebräische Inschrift lautet: »In Erinnerung an die heiligen Märtyrer-Juden, die von den Nazi-Mördern erbarmungslos getötet wurden«.
Die in den 1740er Jahren erbaute Synagoge nahe dem Marktplatz wurde während des Zweiten Weltkrieges stark beschädigt. Ihre Ruine ist heute als Baudenkmal erhalten. Seit dem Sommer 2017 informiert ein Schild in englischer und ukrainischer Sprache über die Geschichte der Synagoge und der Juden in Brody. Die Informationstafel ist Teil des internationalen Projekts »CHOICE- Cultural Heritage: Opportunity for Improving Civic Engagement«, der unter Einbindung der Zivilgesellschaft über historische Orte informieren will. Weitere Informationstafeln befinden sich am Tor zum Jüdischen Friedhof und an unterschiedlichen historischen Gebäuden, die überwiegend zur jüdischen Geschichte der Stadt gehören. Sie wurden von der zivilgesellschaftlichen Organisation »Kraj« aufgestellt.
Brody ist auch bekannt als der Geburtsort des österreichischen Autors Joseph Roth (1894–1939).
Bild:Brody, 2011, Synagoge, Rbrechko
Brody, 2011, Synagoge, Rbrechko

Bild:Brody, 2015, Holocaustdenkmal am Jüdischen Friedhof, Jewgennij Schnajder
Brody, 2015, Holocaustdenkmal am Jüdischen Friedhof, Jewgennij Schnajder
Bild:Brody, 2015, »Jüdische Straße« in Brody,  Jewgennij Schnajder
Brody, 2015, »Jüdische Straße« in Brody, Jewgennij Schnajder
Bild:Brody, 2017, Rückseite der baufälligen Synagoge, Christian Herrmann
Brody, 2017, Rückseite der baufälligen Synagoge, Christian Herrmann
Bild:Brody, 2017, Jüdischer Friedhof, Christian Herrmann
Brody, 2017, Jüdischer Friedhof, Christian Herrmann
Bild:Brody, 2017, Jüdischer Friedhof, Christian Herrmann
Brody, 2017, Jüdischer Friedhof, Christian Herrmann
Name
Pamjatnyk Zhertwam Holokostu
Adresse
Wulytsja Pidlisna 3
80601 Brody
Web
http://myshtetl.org/lvovskaja/brody.html
Öffnungszeiten
Das Denkmal ist jederzeit zugänglich.