• Denkmal für die Opfer des Zweiten Weltkrieges
In Siófok, der größten Stadt am Plattensee, werden auf einem Denkmal »für die Opfer des Zweiten Weltkrieges« die Namen Siófoker Opfer genannt. Die meisten Namen gehören dabei Juden, die 1944 nach Auschwitz deportiert wurden.
Bild:Siófok, o.D., Die einstige neologe Synagoge auf einer historischen Ansichtskarte, jewishpostcardcollection.com
Siófok, o.D., Die einstige neologe Synagoge auf einer historischen Ansichtskarte, jewishpostcardcollection.com

Bild:Siófok, 2009, Denkmal für die Opfer des Zweiten Weltkrieges, www.szoborlap.hu, Ádám Szatmári
Siófok, 2009, Denkmal für die Opfer des Zweiten Weltkrieges, www.szoborlap.hu, Ádám Szatmári
Siófok, an der südöstlichen Ecke des Plattensees gelegen, ist die größte Stadt und das wichtigste touristische Zentrum am See. Auch die Geschichte der jüdischen Gemeinde war eng mit der Entwicklung Siófoks zum Erholungsort verbunden: Zwischen 1840 und 1880 wuchs die Zahl der Juden von 8 auf 531 an. Die jüdische Gemeinde wurde 1862 gegründet, 1869 weihte sie eine Synagoge ein. Bei der Spaltung des ungarischen Judentums im selben Jahr entschied sich die Gemeinde für die neologe Richtung.
Der zunehmende Antisemitismus in der Zwischenkriegszeit war auch in Siófok spürbar. 1938 hielten deutsche Touristen eine judenfeindliche Kundgebung ab. 1940 wurden Ferienhäuser, die Juden gehörten, beschlagnahmt und unter Christen verteilt. Dutzende Männer wurden nach Ausbruch des Krieges zum Arbeitsdienst bei der ungarischen Armee einberufen.
Als im März 1944 die deutsche Wehrmacht in Ungarn einmarschierte, lebten noch etwa 300 Juden in Siófok. 80 von ihnen wurden im April nach Mauthausen verschleppt, weitere 85 zur Zwangsarbeit verpflichtet. Am 29. Juni 1944 verschleppte die ungarische Gendarmerie alle in der Stadt verbliebenen 197 Juden in das 40 Kilometer entfernte Ghetto von Wesprim (ungarisch: Veszprém). Von dort wiederum kamen sie in ein Sammellager im westungarischen Kotenburg (Sárvár), dem Ausgangspunkt ihrer anschließenden Deportation nach Auschwitz-Birkenau.
Bild:Siófok, o.D., Die einstige neologe Synagoge auf einer historischen Ansichtskarte, jewishpostcardcollection.com
Siófok, o.D., Die einstige neologe Synagoge auf einer historischen Ansichtskarte, jewishpostcardcollection.com

Bild:Siófok, 2009, Denkmal für die Opfer des Zweiten Weltkrieges, www.szoborlap.hu, Ádám Szatmári
Siófok, 2009, Denkmal für die Opfer des Zweiten Weltkrieges, www.szoborlap.hu, Ádám Szatmári
Etwa 60 jüdische Männer aus Siófok starben als Arbeitsdienstler bei der ungarischen Armee. Viele der 1944 nach Mauthausen verschleppten Juden starben an den katastrophalen Bedingungen dort. Die meisten der 197 Juden, die nach Auschwitz-Birkenau deportiert wurden, ermordete die SS direkt nach ihrer Ankunft in der Gaskammer, darunter 34 Kinder.
Bild:Siófok, 2009, Denkmal für die Opfer des Zweiten Weltkrieges, www.szoborlap.hu, Ádám Szatmári
Siófok, 2009, Denkmal für die Opfer des Zweiten Weltkrieges, www.szoborlap.hu, Ádám Szatmári

Nach dem Krieg kamen 72 jüdische Überlebende nach Siófok zurück. Darunter waren einige, die während der deutschen Besatzung in Budapest Unterschlupf gefunden hatten. 1947 wurde die Synagoge erneut geweiht, in den folgenden Jahren schrumpfte die Gemeinde jedoch zusehends. Die Synagoge verfiel und wurde in den 1980er Jahren abgerissen.
Heute leben nur noch sehr wenige Juden in Siófok. Die 1986 erbaute neue Synagoge ist lediglich im Sommer für Gottesdienste geöffnet.
In der Stadt gibt es kein Denkmal, das ausdrücklich an die einstige jüdische Gemeinde oder an die ermordeten Juden erinnert. Ein 1995 aufgestelltes Denkmal im zentral gelegenen Millenium-Park mit der Widmung »Für die Opfer des Zweiten Weltkrieges« nennt alle Siófoker Kriegsopfer auf einem hohen Obelisken, der hinter einer trauernden Frauengestalt steht. Das Denkmal stammt vom Bildhauer Sándor Kiss. Ein Hinweis darauf, dass die überwältigende Mehrzahl der Namen Juden gehört, die 1944 aus Siófok deportiert wurden, fehlt.
Bild:Siófok, 2009, Detailansicht des Denkmals, www.szoborlap.hu, Ádám Szatmári
Siófok, 2009, Detailansicht des Denkmals, www.szoborlap.hu, Ádám Szatmári

Bild:Siófok, 2009, Denkmal mit den Namen Siófoker Opfer des Zweiten Weltkrieges, www.szoborlap.hu, Ádám Szatmári
Siófok, 2009, Denkmal mit den Namen Siófoker Opfer des Zweiten Weltkrieges, www.szoborlap.hu, Ádám Szatmári
Name
II. világháborús emlékmű
Adresse
Fő utca 57
8600 Siófok
Öffnungszeiten
Das Denkmal ist jederzeit zugänglich.
Angebot
Ergänzend zum Denkmal gibt es im Kálmán Imre Múzeum in Siófok mehrere kleinere Ausstellungsräume, die sich mit der jüdischen Geschichte der Stadt beschäftigen.