• Synagoge Neutra
An der Wand einer ehemaligen Synagoge in Neutra (slowakisch: Nitra) erinnert eine Gedenktafel an die aus der Stadt deportierten Juden. Im Gebäude gibt es eine Ausstellung über die Geschichte der Juden der Stadt.
Bild:Neutra, o.D., Historische Stadtansicht, Stiftung Denkmal
Neutra, o.D., Historische Stadtansicht, Stiftung Denkmal

Bild:Neutra, 2004, Ansicht der Synagoge, Stiftung Denkmal
Neutra, 2004, Ansicht der Synagoge, Stiftung Denkmal
Neutra gehörte bis 1918 innerhalb Österreich-Ungarns zur ungarischen Krone, danach zur Tschechoslowakei. In der Stadt wurde Ungarisch, Slowakisch und Deutsch gesprochen. Neutras jüdische Gemeinde war eine der ältesten und mit 4.400 Mitgliedern eine der bedeutendsten in der Region.
Nach der Zerschlagung der Tschechoslowakei und der Machtübernahme durch slowakische Nationalisten im Oktober 1938 verschlechterte sich die Situation der Juden in der Slowakei zusehends. Nachdem die Slowakei kurz nach Ausrufung ihrer Unabhängigkeit Teile ihres Staatsgebiets an Ungarn abtreten musste, machten Nationalisten die Juden für diese Verluste verantwortlich. Im November wurden alle Juden, die nicht die slowakische Staatsbürgerschaft besaßen, nach Ungarn abgeschoben. In Neutra betraf diese Maßnahme etwa 200 Menschen.
Juden wurden vom slowakischen Staat zunehmend verfolgt, sie wurden enteignet und mussten Zwangsarbeit leisten. Im Herbst 1941 erzielte die slowakische Führung eine Übereinkunft mit deutschen Behörden über die Deportation der im Land lebenden Juden. Aus Neutra wurden im Frühjahr 1942 mehr als 3.500 Juden in Ghettos und Konzentrationslager im besetzten Polen verschleppt, Ziele waren vor allem die Konzentrationslager Auschwitz und Majdanek. 1944 lebten noch etwa 1.500 »arbeitsfähige« Juden in der Stadt. Nach der Niederschlagung des Slowakischen Nationalaufstands wurden die meisten von ihnen verhaftet, deportiert und in Auschwitz-Birkenau ermordet.
Bild:Neutra, o.D., Historische Stadtansicht, Stiftung Denkmal
Neutra, o.D., Historische Stadtansicht, Stiftung Denkmal

Bild:Neutra, 2004, Ansicht der Synagoge, Stiftung Denkmal
Neutra, 2004, Ansicht der Synagoge, Stiftung Denkmal
Während der ersten Kriegsjahre nahm die Anzahl der in Neutra lebenden Juden durch die Ankunft von Flüchtlingen zu. Etwa 6.000 Juden wurden aus der Stadt und ihrer Umgebung ins deutsch besetzte Polen deportiert, wo die SS die meisten von ihnen ermordete.
Bild:Neutra, 1942, Deportation von Juden aus Nitra,  Múzeum SNP
Neutra, 1942, Deportation von Juden aus Nitra, Múzeum SNP

Bild:Neutra, 2004, Gedenktafel für die Opfer des Holocaust, Stiftung Denkmal
Neutra, 2004, Gedenktafel für die Opfer des Holocaust, Stiftung Denkmal
Seit 1992 erinnert eine Gedenktafel an der Wand des einzig noch stehenden Synagogengebäudes der Stadt an die 6.000 Juden, die aus Neutra und Umgebung deportiert wurden.
Die Synagoge wurde 1911 als Gotteshaus der neologischen Gemeinde eröffnet. Nach dem Krieg war das Gebäude lange Zeit vernachlässigt, 2003 nach langer Renovierung schließlich als Ort für kulturelle Veranstaltungen wieder eröffnet. An der ehemaligen Frauengalerie der Synagoge informiert eine Ausstellung über die Geschichte der Juden in Neutra.
Name
Synagóga Nitra
Adresse
Pri synagóge 3
94901 Nitra
Telefon
+42 37 65 02 177
Fax
+42 2 54 41 11 06
Web
http://www.nitra.sk
E-Mail
kultura@msunitra.sk
Öffnungszeiten
Dienstag: 13.00 bis 18.00, Mittwoch und Donnerstag: von 9.00 bis 12.00 und von 13.00 bis 18.00, Samstag und Sonntag: von 13.00 bis 18.00.
Angebot
Das Synagogengebäude dient seit 2003 als Ausstellungs- und Konzerthalle. Auf der Frauengalerie befindet sich eine Ausstellung über die Geschichte der Juden in Neutra.