• Massengrab der ermordeten Juden von Schwestnau
Fast alle 500 Juden der litauischen Kleinstadt Schwestnau wurden im September 1941 ermordet. Sie liegen in einem Massengrab in einem Wald unweit der Stadt.
Bild:Wald von Inkakliai, o.D., Das Massengrab nach dem Krieg, Yad Vashem
Wald von Inkakliai, o.D., Das Massengrab nach dem Krieg, Yad Vashem

Bild:Wald von Inkakliai, 2011, Ansicht des Massengrabs, Monika Žąsytienė
Wald von Inkakliai, 2011, Ansicht des Massengrabs, Monika Žąsytienė
Die litauische Kleinstadt Schwestnau (litauisch: Švėkšna, deutsch auch: Schwekschnen) befand sich jahrhundertelang im preußisch-litauischen Grenzgebiet. Vor dem Ersten Weltkrieg lag die Stadt in Litauen, das wiederum Teil des Russischen Zarenreichs war. Die nächstgelegene Stadt, das ostpreußische Heydekrug (litauisch: Šilutė), war auf der anderen Seite der mehr oder weniger durchlässigen Grenze zum Deutschen Kaiserreich.
Litauen ging aus dem Ersten Weltkrieg als unabhängiger Staat hervor. 1923 besetzte Litauen das sogenannte Memelgebiet (litauisch: Klaipėdos kraštas), einschließlich der Städte Memel (litauisch: Klaipėda) und Heydekrug. Anfang 1939 musste Litauen das Memelgebiet auf massiven Druck aus Berlin wieder an das Deutsche Reich abtreten. Viele Juden flohen daraufhin in nahegelegene litauische Städte wie Schwestnau.
1940 wurde Litauen – gemäß einem deutsch-sowjetischen Geheimvertrag – von der Roten Armee besetzt und der Sowjetunion angegliedert. Als am 22. Juni 1941 die deutsche Wehrmacht die Sowjetunion angriff, wurde Schwestnau sofort besetzt. Zu diesem Zeitpunkt waren etwa ein Viertel der ungefähr 2.000 Einwohner Juden. Am 27. Juni erschien eine Gruppe von SS-Leuten aus Heydekrug und nahm zahlreiche jüdische Männer fest, die zur Zwangsarbeit nach Heydekrug geschickt wurden. Alle anderen Juden mussten in ein Ghetto umziehen. Im September 1941 wurden sie in den nahegelegenen Wald von Inkakliai geführt und dort – vermutlich von litauischen Helfern der SS – erschossen.
Bild:Wald von Inkakliai, o.D., Das Massengrab nach dem Krieg, Yad Vashem
Wald von Inkakliai, o.D., Das Massengrab nach dem Krieg, Yad Vashem

Bild:Wald von Inkakliai, 2011, Ansicht des Massengrabs, Monika Žąsytienė
Wald von Inkakliai, 2011, Ansicht des Massengrabs, Monika Žąsytienė
Fast alle 500 Juden aus Schwestnau wurden im September 1941 ermordet. Nur einzelne Juden, die im Juni 1941 zur Zwangsarbeit verschleppt wurden, erhielten eine Chance zum Überleben.
Bild:Wald von Inkakliai, um 1948, Gedenkveranstaltung beim Massengrab, Yad Vashem
Wald von Inkakliai, um 1948, Gedenkveranstaltung beim Massengrab, Yad Vashem

Bild:Wald von Inkakliai, 2011, Ansicht des Massengrabs, Monika Žąsytienė
Wald von Inkakliai, 2011, Ansicht des Massengrabs, Monika Žąsytienė
Seit 1941 leben keine Juden mehr in Schwestnau. Während die große katholische und die zweihundert Jahre alte lutherische Kirche in gutem Zustand sind, ist die Synagoge am Marktplatz verlassen und stark baufällig. Mittlerweile befindet sie sich unter Denkmalschutz. Auch der jüdische Friedhof ist noch erhalten geblieben.
Kurz nach dem Krieg wurde das Massengrab im Wald von Inkakliai mit Steinen gekennzeichnet und eingezäunt. Auf den umliegenden Landstraßen gibt es Wegweiser, die auf den Ort des Verbrechens hinweisen.
Bild:Schwestnau, 2011, Synagoge, Monika Žąsytienė
Schwestnau, 2011, Synagoge, Monika Žąsytienė

Bild:Schwestnau, 2011, Jüdischer Friedhof, Monika Žąsytienė
Schwestnau, 2011, Jüdischer Friedhof, Monika Žąsytienė
Name
Žudynių vieta Inkaklių miške
Öffnungszeiten
Das Massengrab im Wald von Inkakliai ist jederzeit zugänglich. Die Synagoge ist geschlossen.