• Erinnerung an die ermordeten Juden von Mykolajiw
In Mykolajiw (russisch: Nikolajew) erinnert ein Denkmal an die ermordeten Juden von Mykolajiw und Umgebung. Ein weiteres Denkmal befindet sich in der Nähe des Dorfes Woskresenskoje und erinnert an über 5.000 Juden, die die Deutschen im September 1941 dort erschossen.
Bild:Mykolajiw, o.D., Alte Ortsaufnahme, gemeinfrei
Mykolajiw, o.D., Alte Ortsaufnahme, gemeinfrei

Bild:Mykolajiw, 2016, Neues Denkmal, Nikolajewskoje obschtschestwo jewrejskoj kultury
Mykolajiw, 2016, Neues Denkmal, Nikolajewskoje obschtschestwo jewrejskoj kultury
Mykolajiw, am Delta des Südlichen Bugs am Schwarzen Meer gelegen, wurde 1788 gegründet. Die ersten Juden kamen kurze Zeit später in die Stadt. 1820 weihte die jüdische Gemeinde ihre erste Synagoge ein. Ende des 19. Jahrhunderts waren von 92.000 Einwohnern etwa 20.000 Juden. In der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg gab es mehrere antijüdische Ausschreitungen in der Stadt. In den 1920er Jahren blühte das jüdische Kulturleben auf, während das religiöse Leben unter der Sowjetherrschaft zum Erliegen kam.
Die deutsche Wehrmacht besetzte die Stadt am 17. August 1941. Ein Großteil der Juden konnte zuvor fliehen, doch über 6.000 Juden verblieben in der Stadt. Die deutsche Militärverwaltung stellte eine ukrainische Schutzpolizeieinheit auf. Ende des Monats erschoss das Sonderkommando 11a, angeführt von SS-Sturmbannführer Paul Zapp 227 Zivilisten, darunter Juden, politische Gefangene und Straftäter. Wenig später wurde ein Ghetto für die Juden eingerichtet, das bereits nach zwei Wochen ausgelöscht wurde: Am 14. September 1941 zwang das Sonderkommando 11a mit Unterstützung des angereisten Einsatzkommandos 12 alle Juden, sich auf dem jüdischen Friedhof zu versammeln. Am 18. September 1941 fuhren die Deutschen alle männlichen Juden in Lastwagen zu einer nahegelegenen Schlucht und erschossen sie. An den beiden darauf folgenden Tagen ermordeten sie an der gleichen Stelle alle Frauen und Kinder. Nach der Massenerschießung sprengten sie die Spitzen der Schlucht, um die Leichen zu bedecken.
Von Ende 1943 bis Anfang 1944 zwangen die Deutschen fünfzig Kriegsgefangene die Leichen auszugraben und zu verbrennen. Danach wurden sie ebenfalls erschossen und verbrannt.
Im April 1942 richteten die Deutschen das Kriegsgefangenenlager Stalag 364 ein, in dem auch viele Juden gefangen gehalten wurden. Die Deutschen ermordeten die Insassen gegen Ende des Jahres 1943.
Bild:Mykolajiw, o.D., Alte Ortsaufnahme, gemeinfrei
Mykolajiw, o.D., Alte Ortsaufnahme, gemeinfrei

Bild:Mykolajiw, 2016, Neues Denkmal, Nikolajewskoje obschtschestwo jewrejskoj kultury
Mykolajiw, 2016, Neues Denkmal, Nikolajewskoje obschtschestwo jewrejskoj kultury
Vom 18. September bis 23. September 1941 erschoss das Sonderkommando 11a und das Einsatzkommando 12 mehrere tausend Juden in einer Schlucht zwischen den Dörfern Kalinowka und Woskresenskoje. Die Ereignismeldung der Einsatzgruppe D vom 26. September 1941 gibt die Zahl der Ermordeten mit 5.000 an. Auf dem Denkmal wird 8.000 als Opferzahl genannt. Weitere Juden und Zivilisten wurden in Gruben neben dem Stalag 364 verscharrt. Wie viele Menschen genau dort ermordet wurden ist unbekannt. Nach Angaben der sowjetischen Behörden ermordeten die Deutschen dort etwa 30.000 Zivilisten und Kriegsgefangene.
Bild:Woskresenskoje, o.D., Denkmal, Nikolajewskoje obschtschestwo jewrejskoj kultury
Woskresenskoje, o.D., Denkmal, Nikolajewskoje obschtschestwo jewrejskoj kultury

Bild:Mykolajiw, o.D., Denkmal Stalag 364, Taras Kremin
Mykolajiw, o.D., Denkmal Stalag 364, Taras Kremin
Mykolajiw wurde am 28. März 1944 von der Roten Armee befreit. Nach dem Krieg zogen viele überlebende Juden aus der Umgebung in die Stadt. 1959 stellten sie sieben Prozent der Einwohner.
In den 1960er Jahren errichtete die Stadtverwaltung ein Denkmal auf dem jüdischen Friedhof. Die jüdische Identität der Opfer wurde dabei nicht erwähnt. 2008 wurde in der Nähe des Dorfes Woskresenskoje ein Denkmal errichtet. Auf der Gedenktafel sind eine Menorah und ein Davidstern eingraviert. Die russische Inschrift erinnert an 8.000 Juden, die an dieser Stelle ermordet worden seien.
2011 errichtete die jüdische Gemeinde ein Denkmal, das der ermordeten Juden in Mykolajiw gedenkt. Die ukrainische Inschrift erinnert an 10.000 Juden, die während der Besatzungszeit ermordet wurden. Das Denkmal steht neben dem früheren jüdischen Friedhof, auf dem sich im September 1941 alle Juden der Stadt vor ihrer Ermordung versammeln mussten. Im Bezirk Temwod ist das Tor des Stalags 364 erhalten geblieben. Davor steht eine Gedenktafel, die die Zahl der umgekommenen Zivilisten und Kriegsgefangenen mit 30.000 angibt. Das Stalag wurde nach 1944 als sowjetisches Kriegsgefangenenlager bis 1949 weiter benutzt.
Nachdem die Ukraine 1991 unabhängig wurde, wanderten viele Juden aus Mykolajiw aus, die meisten von ihnen nach Israel. 2001 zählte die Stadt nur noch etwa 3.200 jüdische Einwohner. Die jüdische Gemeinde unterhält weiterhin drei Synagogen. Die älteste, die bereits 1820 erbaut wurde, wird heute nicht mehr genutzt. Die jüdische Gemeinde eröffnete mehrere jüdische Bildungseinrichtungen und kümmert sich aktiv um den Erhalt der historischen Spuren.
Bild:Mykolajiw, o.D., Mikwe, Obyedinennaya evreyskaya obschtschina ukrainy ujew.com.ua
Mykolajiw, o.D., Mikwe, Obyedinennaya evreyskaya obschtschina ukrainy ujew.com.ua

Bild:Mykolajiw, o.D., Tor vom Stalag 364, territoryterror.org
Mykolajiw, o.D., Tor vom Stalag 364, territoryterror.org
Name
Pamjat' ubityh ewrejiw Mykolajiwa
Adresse
Khersons'ke Hwy
54000 Mykolajiw
Telefon
+38(0) 512 470 395
Web
jewish.mk.ua
E-Mail
noekjcc2017@gmail.com
Öffnungszeiten
Das Denkmal ist jederzeit zugänglich.