• Denkmal für die Opfer des Ghettos Bendzin
In Bendzin (polnisch: Będzin) erinnern mehrere Gedenkzeichen an die etwa 25.000 ermordeten Juden aus der Stadt und ihrer Umgebung.
Bild:Bendzin, um 1900, Anblick der Synagoge unterhalb der Burg, gemeinfrei
Bendzin, um 1900, Anblick der Synagoge unterhalb der Burg, gemeinfrei

Bild:Bendzin, 2013, Denkmal am ehemaligen Standort der 1939 niedergebrannten Synagoge, Steve Glickman
Bendzin, 2013, Denkmal am ehemaligen Standort der 1939 niedergebrannten Synagoge, Steve Glickman
Bendzin (polnisch: Będzin) ist eine Industriestadt in Oberschlesien etwa 10 km von Kattowitz (polnisch: Katowice) entfernt. Vor dem Ersten Weltkrieg gehörte die Stadt zum Russischen Zarenreich und lag direkt an der Grenze sowohl zum Deutschen Kaiserreich als auch zu Österreich-Ungarn.
Die Geschichte der Juden in Bendzin reicht bis ins Mittelalter zurück. Um die Mitte des 19. Jahrhunderts lebten 2.240 Juden in der Stadt, mehr als zwei Drittel der Bevölkerung. In dieser Zeit blühte die Stadt wirtschaftlich auf, vor allem dank dem Bergbau und der Stahlindustrie. Vom Aufschwung profitierte auch die jüdische Gemeinde, 1894 wurde eine neue Synagoge aus Stein eingeweiht.
Nach dem Ersten Weltkrieg gehörte Bendzin zu Polen. Beim Ausbruch des Zweiten Weltkrieges waren über 40 Prozent der etwa 50.000 Einwohner Juden. Die deutsche Wehrmacht besetzte die Stadt bereits am 4. September 1939. Oberschlesien wurde wenig später dem Reich angegliedert. Bereits in den ersten Tagen deutscher Herrschaft wurden zahlreiche Juden ermordet, etwa unter dem Vorwand, sie würden Spekulation betreiben. Am 8. September zündeten die Deutschen ohne Vorwarnung die Synagoge und Teile des jüdischen Viertels an. Hunderte starben in den Flammen. Anfang 1940 wurde ein Ghetto eingerichtet. In den folgenden Monaten wurden immer wieder Juden zur Zwangsarbeit an anderen Orten in Oberschlesien verschleppt.
Ab Mai 1942 begannen die deutschen Behörden damit, Juden aus Oberschlesien in das nur 30 km von Bendzin entfernte Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau zu deportieren. Allein am 12. August 1942 wurden 5.000 Juden aus Bendzin in den Tod geschickt. Bis Sommer 1943 wurden die meisten Juden aus dem Ghetto deportiert, es blieben fast nur noch arbeitsfähige Männer dort. Es entstand eine Untergrundbewegung. Als die Deutschen am 31. Juli begannen, das Ghetto aufzulösen, leisteten einige bis zum 8. August Widerstand. Die letzten Einwohner des Ghettos, etwa 1.000 Juden, wurden im Januar 1944 nach Auschwitz verschleppt.
Bild:Bendzin, um 1900, Anblick der Synagoge unterhalb der Burg, gemeinfrei
Bendzin, um 1900, Anblick der Synagoge unterhalb der Burg, gemeinfrei

Bild:Bendzin, 2013, Denkmal am ehemaligen Standort der 1939 niedergebrannten Synagoge, Steve Glickman
Bendzin, 2013, Denkmal am ehemaligen Standort der 1939 niedergebrannten Synagoge, Steve Glickman
Etwa 30.000 Juden aus Bendzin und Umgebung wurden gezwungen, im Ghetto Bendzin zu leben. Mehr als 25.000 von ihnen wurden ermordet, die meisten im Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau.
Bild:Bendzin, 1942, Straßenszene im Ghetto, gemeinfrei
Bendzin, 1942, Straßenszene im Ghetto, gemeinfrei

Bild:Bendzin, 2012, Inschrift am Denkmal für die Opfer des Ghettos, Helena Grunfeld
Bendzin, 2012, Inschrift am Denkmal für die Opfer des Ghettos, Helena Grunfeld
Die Rote Armee erreichte die Stadt im Januar 1945. Oberschlesien, damit auch Bendzin, wurde Polen zugeschlagen. Einige jüdische Überlebende kehrten zwar in ihre Heimat zurück, doch die meisten von ihnen wanderten bald aus. Spätestens nach den antisemitischen Kampagnen der kommunistischen Führung im Jahr 1968 lebten so gut wie keine Juden mehr in Bendzin.
Lange Zeit erinnerte in Bendzin außer dem verlassenen jüdischen Friedhof nur sehr wenig an das frühere jüdische Leben in der Stadt oder an die Opfer des Ghettos.
1987 wurde am Ort einer Massenerschießung von 40 polnischen und jüdischen Geiseln in der Anfangsphase der deutschen Besetzung eine Gedenktafel aufgestellt.
Erst nach dem Zusammenbruch des kommunistischen Systems entstand ein Denkmal, das ausdrücklich an jüdische Opfer erinnerte: Am Ort der 1939 niedergebrannten Synagoge wurde auf Initiative von Nachkommen Bendziner Juden ein quadratförmiger Gedenkstein mit einer Menorah und einer Inschrift in polnischer und hebräischer Sprache aufgestellt.
2005 wurde ein Denkmal in Erinnerung an die Opfer des Ghettos eingeweiht. An dem Ort, der heute Platz der Ghettohelden heißt, haben Mitglieder der jüdischen Untergrundorganisation bei der Auflösung des Ghettos Widerstand geleistet. Hinter der Stele befindet sich ein Fragment eines Güterwaggons, der an die Deportationen erinnert. Die Inschrift auf der Gedenktafel in hebräischer, englischer und polnischer Sprache lautet: »In Erinnerung an über 30.000 Juden, die seit Ewigkeiten und Generationen hier siedelten, vertrieben und ermordet von Nazi-Deutschen in den Jahren des Zweiten Weltkrieges 1939–1945. Führung und Einwohner der Stadt Bendzin, August 2005.«
Zwischen Sommer 1943 und September 1944 existierte ein Außenlager des Konzentrationslagers Auschwitz im Bendziner Stadtteil Lagischa (polnisch: Łagischa) mit etwa 1.000 Häftlingen. An sie erinnert ein Gedenkstein vor dem örtlichen Elektrizitätswerk.
Bild:Bendzin, 2012, Denkmal für die Opfer des Ghettos, Helena Grunfeld
Bendzin, 2012, Denkmal für die Opfer des Ghettos, Helena Grunfeld

Bild:Bendzin, 2012, Rückseite des Denkmals für die Opfer des Ghettos, Helena Grunfeld
Bendzin, 2012, Rückseite des Denkmals für die Opfer des Ghettos, Helena Grunfeld
Name
Pomnik dla ofiar getta w Będzinie
Adresse
Plac Bohaterów Getta / ul. Józefa Podsiadły
41-200 Będzin
Öffnungszeiten
Die Denkmäler sind jederzeit zugänglich.