• Denkmal für die in Kolodjanka ermordeten Juden
Im Dorf Kolodjanka erinnern zwei Denkmäler an die mindestens 100 Juden, die 1941 auf einem Feld hinter dem Bahnhof von deutschen Einheiten erschossen wurden.
Bild:Kolodjanka, 2019, Bahnhofsgebäude, dahinter die ehemalige Erschießungsstätte mit dem Denkmal, Stiftung Denkmal, Anna Voitenko
Kolodjanka, 2019, Bahnhofsgebäude, dahinter die ehemalige Erschießungsstätte mit dem Denkmal, Stiftung Denkmal, Anna Voitenko

Bild:Kolodjanka, 2019, Gesamtansicht des Denkmals, Stiftung Denkmal, Anna Voitenko
Kolodjanka, 2019, Gesamtansicht des Denkmals, Stiftung Denkmal, Anna Voitenko
Kolodjanka ist ein Dorf in der Oblast Schytomyr im Norden der Ukraine. Spätestens seit 1778 lebten Juden nachweislich in Kolodjanka, obwohl ihre Zahl stets gering blieb. Laut der Volkszählung von 1926 lebten 41 Juden in Kolodjanka bei einer Gesamtbevölkerung von 1.213, was einem Anteil von etwa drei Prozent entsprach. Beim Zeitpunkt des deutschen Angriffs auf die Sowjetunion im Juni 1941 lebten wahrscheinlich 47 Juden im Dorf. Die deutsche Wehrmacht besetzte Kolodjanka Anfang Juli. Den meisten Juden gelang es nicht, vor der Ankunft der deutschen Truppen zu fliehen. Vom ersten Tag der deutschen Besetzung an waren Juden Schikanen und Gewalt ausgesetzt. Bereits im Juli ermordeten deutsche Einheiten einzelne jüdische Männer, vermutlich am 19. August erstmals auch Frauen und Kinder. Bis Anfang September wurden alle Juden Kolodjankas ermordet. Die genauen Umstände und die genaue Identität der Täter sind unbekannt, es ist jedoch wahrscheinlich, dass Einheiten der Einsatzgruppe C und Polizeibataillone sowie lokale Hilfspolizisten an den Morden beteiligt waren.
Auch Juden von außerhalb der unmittelbaren Umgebung wurden in Kolodjanka ermordet. Laut Erinnerungen von Zeitzeugen wurden die Opfer oft tagelang hinter Stacheldraht gefangen gehalten und misshandelt, bevor sie auf dem Feld hinter dem kleinen Bahnhofsgebäude erschossen wurden.
Bild:Kolodjanka, 2019, Bahnhofsgebäude, dahinter die ehemalige Erschießungsstätte mit dem Denkmal, Stiftung Denkmal, Anna Voitenko
Kolodjanka, 2019, Bahnhofsgebäude, dahinter die ehemalige Erschießungsstätte mit dem Denkmal, Stiftung Denkmal, Anna Voitenko

Bild:Kolodjanka, 2019, Gesamtansicht des Denkmals, Stiftung Denkmal, Anna Voitenko
Kolodjanka, 2019, Gesamtansicht des Denkmals, Stiftung Denkmal, Anna Voitenko
Die genaue Anzahl der in Kolodjanka ermordeten Juden ist unklar. Die sowjetische Untersuchungskommission schätzte nach der Befreiung Kolodjankas im Januar 1944, dass 250 Juden auf dem Feld hinter dem Bahnhof erschossen und verscharrt wurden. Forscher gehen davon aus, dass die Zahl der Opfer mindestens 100 betrug.
Bild:Kolodjanka, 2019, Gesamtansicht des Denkmals, Stiftung Denkmal, Anna Voitenko
Kolodjanka, 2019, Gesamtansicht des Denkmals, Stiftung Denkmal, Anna Voitenko

Bild:Kolodjanka, 2019, Informationsstele, Stiftung Denkmal, Anna Voitenko
Kolodjanka, 2019, Informationsstele, Stiftung Denkmal, Anna Voitenko
Es gelang nur vier Juden aus Kolodjanka, den Holocaust zu überleben. Eine der Überlebenden kehrte nach dem Krieg zunächst ins Dorf zurück, bevor sie 1956 die Sowjetunion verließ.
Ob die sowjetische Untersuchungskommission nach dem Ende der Kampfhandlungen in Kolodjanka die Massengräber auf dem Feld hinter dem Bahnhof geöffnet und untersucht hat, ist nicht bekannt. Sowjetische Behörden ermittelten gegen lokale Polizisten und Kollaborateure. In der Bundesrepublik Deutschland wurden in den 1960er Jahren Verfahren gegen Männer des Reserve-Polizeibataillons 45 geführt, das nachweislich auch in Kolodjanka tätig waren.
1996 errichteten Mitglieder der jüdischen Gemeinde aus der nahegelegenen Stadt Nowohrad-Wolynskyj ein Denkmal für die in Kolodjanka ermordeten Juden. Es steht am Rande des Felds hinter dem Bahnhof, wo die Massengräber vermutet werden. Im April 2017 wurden im Rahmen des Projekts »Erinnerung bewahren«, das bei der Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas angesiedelt ist, nicht-invasive archäologische Untersuchungen auf dem Feld durchgeführt, die genaue Lage der Massengräber konnte jedoch nicht festgestellt werden. Im Sommer 2019 wurde im Rahmen von »Erinnerung bewahren« das Denkmal von 1996 instandgesetzt und eine neue Informationsstele aufgestellt, die in ukrainischer, englischer und hebräischer Sprache über die Geschichte des Ortes informiert.
Bild:Kolodjanka, 2019, Denkmal von 1996 und neue Informationsstele, Stiftung Denkmal, Anna Voitenko
Kolodjanka, 2019, Denkmal von 1996 und neue Informationsstele, Stiftung Denkmal, Anna Voitenko

Bild:Kolodjanka, 2019, Einwohner des Dorfes bei der Einweihung des Denkmals, Stiftung Denkmal, Anna Voitenko
Kolodjanka, 2019, Einwohner des Dorfes bei der Einweihung des Denkmals, Stiftung Denkmal, Anna Voitenko
Name
Пам’ятник для вбитих євреїв у Колодянці
Web
https://www.erinnerungbewahren.de/kolodjanka/
E-Mail
info@erinnerung-bewahren.de
Öffnungszeiten
Das Denkmal ist jederzeit zugänglich.