• KZ Gedenk- und Begegnungsstätte Ladelund
Im nordfriesischen Dorf Ladelund befinden sich mehrere Gedenkstätten für die Opfer des dortigen Zwangsarbeiterlagers, einem Außenlager des Konzentrationslagers (KZ) Neuengamme. Vom 1. November bis 16. Dezember 1944 bestand das Außenlager Ladelund am nördlichen Rand des Dorfes. Etwa 2.000 männliche KZ-Häftlinge mussten dort beim Bau der Befestigungsanlage »Friesenwall« Zwangsarbeit leisten. 1950 errichtete die Kirchengemeinde St. Petri Ladelund eine erste Gedenkstätte auf dem Friedhof in Ladelund.
Bild:Ladelund, 1938, Das RAD-Lager Ladelund, KZ Gedenk- und Begegnungsstätte Ladelund
Ladelund, 1938, Das RAD-Lager Ladelund, KZ Gedenk- und Begegnungsstätte Ladelund

Bild:Ladelund, 2007, Stahlskulptur auf dem ehemaligen Lagergelände, Brigitt List
Ladelund, 2007, Stahlskulptur auf dem ehemaligen Lagergelände, Brigitt List
Nach der Landung alliierter Truppen in der Normandie im Juni 1944 befahl Adolf Hitler am 28. August 1944 den Bau einer Befestigungsanlage an der deutschen Nordseeküste und der dänischen Grenze. Zu diesem Zweck wurden mehrere Zwangsarbeitslager entlang der Küste errichtet. Am 1. November 1944 traf ein erster Transport mit Häftlingen aus dem Konzentrationslager Neuengamme in Ladelund nahe der dänischen Grenze ein. Sie wurden in ein Barackenlager des Reichsarbeitsdienstes (RAD) gebracht, das 1938 für 250 Personen errichtet worden war. Etwa tausend Häftlinge überstellte die SS ebenfalls am 1. November aus dem Außenlager Husum-Schwesing. Weitere tausend Häftlinge kamen direkt aus dem Stammlager Neuengamme nach Ladelund. Die Häftlinge im Außenlager Ladelund mussten beim Bau der Befestigungen Zwangsarbeit leisten. Der größte Teil von ihnen musste Panzergräben ausheben. Bei dieser schweren körperlichen Arbeit bei eisiger Kälte, standen die Zwangsarbeiter meistens schon nach kurzer Zeit im Wasser, das aus dem Boden der Schächte trat, immer den Schikanierungen der Kapos und der Wachmannschaften ausgesetzt. Der Kommandant des Lagers war SS-Untersturmführer Hans Hermann Griem, der auch das Außenlager Husum-Schwesing leitete. Er erschoss mehrere Häftlinge und erwies sich als brutaler Schläger. Die Wachmannschaften stellten 200 Marinesoldaten. Aufgrund der schweren Arbeit, der unzureichenden Ernährung und fehlenden hygienischen Versorgung gab es viele Krankheiten und Todesfälle in Ladelund, etwa 300 Menschen starben zwischen November und Mitte Dezember 1944. Am 16. Dezember 1944 wurde das Außenlager Ladelund wieder aufgelöst, wahrscheinlich weil die militärische Lage sich anders entwickelte als von deutscher Seite erwartet. Der »Friesenwall« wurde nie fertig gestellt. Die SS brachte die Häftlinge zurück in das Stammlager Neuengamme.
Bild:Ladelund, 1938, Das RAD-Lager Ladelund, KZ Gedenk- und Begegnungsstätte Ladelund
Ladelund, 1938, Das RAD-Lager Ladelund, KZ Gedenk- und Begegnungsstätte Ladelund

Bild:Ladelund, 2007, Stahlskulptur auf dem ehemaligen Lagergelände, Brigitt List
Ladelund, 2007, Stahlskulptur auf dem ehemaligen Lagergelände, Brigitt List
Die Häftlinge in Ladelund kamen aus verschiedenen Ländern Europas. Die größte Gruppe bildeten niederländische Häftlinge. Über 1.000 der 2.000 Männer, die in Ladelund inhaftiert waren, stammten aus den Niederlanden. Etwa 500 Häftlinge kamen aus Polen, um die 200 aus der Sowjetunion. Einige wenige kamen aus Tschechien, Frankreich, Deutschland, Italien und Belgien. Etwa 300 Menschen starben in den sechs Wochen, in denen das Außenlager Ladelund bestand. Sie wurden auf dem Friedhof des Orts beerdigt.
Bild:Ladelund, 1944, Die frischen Gräber der Toten aus dem KZ Ladelund 1944, KZ Gedenk- und Begegnungsstätte Ladelund
Ladelund, 1944, Die frischen Gräber der Toten aus dem KZ Ladelund 1944, KZ Gedenk- und Begegnungsstätte Ladelund

Bild:Ladelund, 2007, Gedenkstein aus dem Jahr 1985, Brigitt List
Ladelund, 2007, Gedenkstein aus dem Jahr 1985, Brigitt List
Im Jahr 1950 errichtete die Kirchengemeinde St. Petri Ladelund auf dem Friedhof des Ortes, auf dem die etwa 300 Todesopfer des Außenlagers Ladelund begraben liegen, eine Gedenkstätte. Sie zählt zu den ersten Gedenkstätten für die Opfer des Nationalsozialismus in der Bundesrepublik. 1985 errichtete die Kirchengemeinde einen Gedenkstein am Rande des ehemaligen Lagergeländes, auf dem zu lesen ist: »Die Würde des Menschen ist unantastbar. KZ Neuengamme Außenkommando Ladelund November – Dezember 1944«. Auf dem Gelände eröffnete die Gemeinde 1989 ein »Dokumentenhaus«, das eine Dauerausstellung zum Außenlager Ladelund beherbergt. 2006 wurde es durch Spenden erweitert und ausgebaut. Seit 2002 erinnert eine Plastik aus rostigem Metall an das Schicksal der Häftlinge von Ladelund. Sie wurde von Auszubildenden des Theodor-Schäfer-Berufsbildungswerkes Husum geschaffen und am Rand des ehemaligen Lagergeländes aufgestellt. Das Gelände selbst, auf dem sich das Außenlager Ladelund befand, ist heute, wie schon vor 1938, Ackerfläche.
Bild:Ladelund, 2006, Stahlskulptur in Nahaufnahme, KZ Gedenk- und Begegnungsstätte Ladelund
Ladelund, 2006, Stahlskulptur in Nahaufnahme, KZ Gedenk- und Begegnungsstätte Ladelund

Bild:Ladelund, 2006, Ausstellung in der Gedenkstätte, KZ Gedenk- und Begegnungsstätte Ladelund
Ladelund, 2006, Ausstellung in der Gedenkstätte, KZ Gedenk- und Begegnungsstätte Ladelund
Name
KZ Gedenk- und Begegnungsstätte Ladelund
Adresse
Raiffeisenstraße 3
25926 Ladelund
Telefon
+49 (0)4666 449
Fax
+49 (0)4666 989 537
Web
http://www.kz-gedenkstaette-ladelund.de
E-Mail
info@kz-gedenkstaette-ladelund.de
Öffnungszeiten
Das Gelände ist jederzeit zugänglich. Die Ausstellung ist geöffnet von:
Dienstag bis Freitag: 10.00 bis 16.00
Samstag und Sonntag: 14.00 bis 16.00
oder nach Vereinbarung
Angebot
Dauerausstellung, Führungen, Zeitzeugengespräche, pädagogische Arbeit mit Schulklassen und Gruppen der außerschulischen Bildung