• Steglitzer Spiegelwand - Denkzeichen Ehemalige Synagoge Haus Wolfenstein
Auf dem Hermann-Ehlers-Platz in Berlin-Steglitz weist eine mit Spiegeln verkleidete Gedenkwand auf die ehemalige Synagoge im Hinterhof eines benachbarten Hauses hin und erinnert an die Deportationen Berliner Juden.
Bild:Berlin, 2005, Steglitzer Spiegelwand, Stiftung Denkmal
Berlin, 2005, Steglitzer Spiegelwand, Stiftung Denkmal
1897 hatte der jüdische Textilkaufmann Moses Wolfenstein im Hinterhof seines Wohn- und Geschäftshauses in Steglitz, heute ein Stadtteil im Südwesten Berlins, eine Remise zu einer Synagoge umbauen lassen. Hier fand der bereits 1878 gegründete »Religiöse Verein Jüdischer Glaubensgenossen in Steglitz« ein neues Zuhause. In der Vereinssynagoge fanden Gottesdienste, Hochzeiten, Beschneidungen, religiöse und kulturelle Veranstaltungen sowie Religionsunterricht für jüdische Kinder statt. In der »Reichspogromnacht« 1938 verwüsteten und plünderten SA-Angehörige die Synagoge. Um benachbarte Häuser nicht zu gefährden, wurde das Gebäude jedoch nicht in Brand gesetzt.
Ab 1941 wurden Deportationen durch die SS und die damit verbundene Enteignung der jüdischen Bevölkerung zur behördlichen Routine in der Reichshauptstadt. Bereits vor der Wannseekonferenz im Januar 1942 hatte es neun Großtransporte in neu eingerichtete Ghettos im Osten mit etwa 10.000 Deportierten gegeben. Die Deportationen gingen noch bis zum Frühjahr 1945 weiter, es fuhren etwa 170 weitere Transporte aus Berlin ab. Nur etwa 8.000 Berliner Juden gelang es, in Berlin und Umgebung zu überleben.
Bild:Berlin, 2005, Steglitzer Spiegelwand, Stiftung Denkmal
Berlin, 2005, Steglitzer Spiegelwand, Stiftung Denkmal
Schätzungsweise 50.000 Juden starben nach Deportationen aus Berlin. Viele Transporte endeten in den Ghettos Theresienstadt, Minsk, Riga, Kaunas und Lodz. Ab Juli 1942 fuhren mehrere Transporte mit Berliner Juden direkt nach Auschwitz-Birkenau oder in andere Vernichtungslager.
In Berlin-Steglitz lebten 1933 noch mehr als 3.000 Juden, 1945 waren es nur noch 150.
Bild:Berlin, 2008, Die Spiegelwand in Nahaufnahme, Stiftung Denkmal, Anne Bobzin
Berlin, 2008, Die Spiegelwand in Nahaufnahme, Stiftung Denkmal, Anne Bobzin

Bild:Berlin, 2005, Steglitzer Spiegelwand, Stiftung Denkmal
Berlin, 2005, Steglitzer Spiegelwand, Stiftung Denkmal
Seit Ende der 1980er Jahren bemühte sich die Initiative Haus Wolfenstein e.V. um den Erwerb und die Sanierung des ehemaligen Synagogengebäudes, das zu diesem Zeitpunkt mittlerweile vom Verfall bedroht war. Das Ziel der Initiative, hier eine Begegnungs- und Erinnerungsstätte einzurichten, konnte nicht verwirklicht werden. Nach einer lange andauernden und heftig geführten politischen Auseinandersetzung wurde schließlich 1995 die Steglitzer Spiegelwand auf dem Hermann-Ehlers-Platz gegenüber dem Steglitzer Kreisel eingeweiht. Die Architekten Wolfgang Göschel und Joachim von Rosenberg entwarfen das Denkmal unter Mitarbeit des Berliner Historikers Hans-Norbert Burkert. Auf ihr sind Auszüge aus erhalten gebliebenen Berliner Deportationslisten abgedruckt. Insgesamt sind auf der Wand 1.723 Namen aufgeführt, darunter befinden sich die Namen von 229 Deportierten aus Steglitz. Auf den beiden Seiten der Gedenkwand informieren Informationstafeln über die Geschichte der Steglitzer Juden und über die ehemalige Synagoge. Sie ist mittlerweile umgebaut worden und befindet sich im Hinterhof des Hauses mit der Adresse Düppelstraße 41.
Bild:Berlin, 2008, Spiegelwand, Stiftung Denkmal, Anne Bobzin
Berlin, 2008, Spiegelwand, Stiftung Denkmal, Anne Bobzin

Bild:Berlin, 2008, Detailansicht der Spiegelwand mit dem Rathaus Steglitz, Stiftung Denkmal, Anne Bobzin
Berlin, 2008, Detailansicht der Spiegelwand mit dem Rathaus Steglitz, Stiftung Denkmal, Anne Bobzin
Name
Steglitzer Spiegelwand - Denkzeichen Ehemalige Synagoge Haus Wolfenstein
Adresse
Düppelstr. 41
12163 Berlin
Telefon
+49 (0)30 791 623 9
Öffnungszeiten
Das Denkmal ist jederzeit zugänglich