• Carl-Lutz-Denkmal
Durch die Hilfe des Schweizer Diplomaten Carl Lutz (1895-1975) konnten in Budapest während des Zweiten Weltkrieges Zehntausende Juden vor Verfolgung und Deportation gerettet werden. Auf dem Gebiet des ehemaligen Budapester Ghettos erinnert ein Denkmal an ihn.
Bild:Budapest, o.D., Carl Lutz an seinem Schreibtisch, Yad Vashem
Budapest, o.D., Carl Lutz an seinem Schreibtisch, Yad Vashem

Bild:Budapest, 2010, Carl-Lutz-Denkmal, Stiftung Denkmal
Budapest, 2010, Carl-Lutz-Denkmal, Stiftung Denkmal
Die neutrale Schweiz vertrat die Interessen der Staatsbürger mehrerer Staaten, die sich seit 1941 im Kriegszustand mit Ungarn befanden und deshalb keine Botschaft mehr im Land unterhielten, darunter Großbritannien und die USA. Ab Anfang 1942 leitete Carl Lutz die dafür zuständige »Schutzmachtabteilung« als Vizekonsul bei der Schweizer Gesandschaft in Budapest. Indem er seine Kompetenzen oft bewusst überschritt, ließ er Zehntausenden Juden Dokumente ausstellen, die sie vor Deportation und Verfolgung schützen sollten.
Carl Lutz setzte sich bei der ungarischen Regierung für die Auswanderung von Juden nach Palästina ein, das damals britisches Mandatsgebiet war. Er arbeitete eng mit dem zionistischen »Palästinaamt« und dessen Leiter Moshe (Miklós) Krausz zusammen. Diese Organisation war für die geordnete Verteilung von Einwanderungsdokumenten für Palästina zuständig.
Nach dem Einmarsch der deutschen Wehrmacht in Ungarn am 19. März 1944 stellte Lutz das Palästinaamt unter Schweizer Schutz. Das Amt zog in das »Glashaus« in der Vadászstraße 29. Lutz und seine Helfer bemühten sich, so vielen in Budapest gestrandeten Juden wie möglich sogenannte Schutzbriefe und Schutzpässe auszustellen, die sie vor Verfolgung schützen halfen. Carl Lutz nutzte dabei die Tatsache, dass die ungarische Regierung unter internationalem Druck der Auswanderung von 8.000 Kindern und Jugendlichen nach Palästina zugestimmt hatte und diese bereits vor dem deutschen Einmarsch Schweizer Dokumente besaßen. Lutz und Krausz interpretierten den Erlass als Zustimmung für die Auswanderung ganzer Familien statt nur Einzelpersonen und nahmen damit Zehntausende Personen unter Schutz.
Nach der Einrichtung des Budapester Ghettos im Winter 1944 ließ Lutz viele Häuser unter Schweizer Schutz stellen und bemühte sich um eine möglichst gute Versorgung der Juden, die dort Zuflucht fanden.
Bild:Budapest, o.D., Carl Lutz an seinem Schreibtisch, Yad Vashem
Budapest, o.D., Carl Lutz an seinem Schreibtisch, Yad Vashem

Bild:Budapest, 2010, Carl-Lutz-Denkmal, Stiftung Denkmal
Budapest, 2010, Carl-Lutz-Denkmal, Stiftung Denkmal
Etwa 119.000 Juden erlebten ihre Befreiung in Budapest, als die sowjetische Armee die Stadt eroberte. Die genaue Zahl der durch die Aktivitäten Carl Lutzs geretteten Personen ist weder bekannt, noch genau zu ermitteln. Einige Quellen geben bis zu 62.000 an.
Bild:Budapest, 1944, Schlange vor dem »Glashaus«, Yad Vashem
Budapest, 1944, Schlange vor dem »Glashaus«, Yad Vashem

Bild:Budapest, 2010, Gedenktafel neben dem Denkmal, Stiftung Denkmal
Budapest, 2010, Gedenktafel neben dem Denkmal, Stiftung Denkmal
Carl Lutz geriet nach dem Zweiten Weltkrieg für lange Zeit in Vergessenheit. In seiner Schweizer Heimat wurde er zunächst kühl empfangen. Ihm wurde vorgeworfen, er habe seine Kompetenzen als Diplomat überschritten. 1965 wurde er durch Yad Vashem als »Gerechter unter den Völkern« geehrt.
Das vom Bildhauer Tamás Szabó 1991 geschaffene Denkmal wurde in unmittelbarer Nähe eines der Eingänge zum ehemaligen Budapester Ghetto aufgestellt.
2005 richtete die Carl-Lutz-Stiftung, die die Aufrechterhaltung der Erinnerung an Carl Lutz' Rettungsaktionen zum Ziel hat, einen Gedenkraum im ehemaligen »Glaushaus« ein.
Bild:Budapest, 2010, Carl-Lutz-Denkmal und Umgebung, Stiftung Denkmal
Budapest, 2010, Carl-Lutz-Denkmal und Umgebung, Stiftung Denkmal

Bild:Budapest, 2010, Detailansicht des Denkmals, Stiftung Denkmal
Budapest, 2010, Detailansicht des Denkmals, Stiftung Denkmal
Name
Carl Lutz Emlékmű
Adresse
Dob utca 10.
1072 Budapest
Telefon
+36 (0)124 269 64
Web
http://www.uveghaz.org
E-Mail
lutzalapitvany@yahoo.com
Öffnungszeiten
Das Denkmal ist jederzeit zugänglich.