Während des Zweiten Weltkriegs blieb Portugal offiziell neutral und wurde daher auch nicht von den Deutschen besetzt. Gleichzeitig war das Land eine wichtige Zwischenstation für viele Juden, die aus den besetzten Gebieten flohen. Im Jahr 2021 wurde in Porto das erste Museum des Landes, das dem Holocaust gewidmet ist, eröffnet. Neben den persönlichen Schicksalen der nach Portugal geflohenen Juden informiert es über die europäische Dimension des Holocausts. Zusammen mit dem Jüdischen Museum in Porto ist es zudem eines der zentralen Projekte der Jüdischen Gemeinde Porto im Kampf gegen Antisemitismus.
Bereits in der Antike siedelten sich Juden auf dem Gebiet des heutigen Portugals an. Durch die gewaltsamen Vertreibungen und Zwangstaufen im 15. und 16. Jahrhundert wurde die jüdische Bevölkerung des Landes stark dezimiert. So lebten bei Ausbruch des Zweiten Weltkriegs nur noch wenige Hundert Juden in Portugal. Im Gegensatz zu anderen autoritär regierten Staaten Europas zu dieser Zeit waren die Juden in Portugal unter Diktator António de Oliveira Salazar (1889–1970) keiner staatlichen Verfolgung ausgesetzt.
Durch den Ausbruch des Zweiten Weltkriegs veränderte sich jedoch auch die Lage für Portugal dramatisch. Das Land blieb zwar offiziell neutral, handelte jedoch unter dem Salazar-Regime vor allem nach realpolitischen Grundsätzen und arbeitete in einigen Bereichen mit den Nationalsozialisten zusammen. Im Kriegsverlauf wandte sich Portugal schließlich den Alliierten zu und gestattete die Nutzung der Azoren als Luftwaffenstützpunkt. Zeitgleich wurde Portugal zu einem wichtigen Zufluchtsort für Juden, die vor den vorrückenden Nationalsozialisten flohen. Zwar hatte Diktator Salazar kein Interesse daran, die vielen Flüchtlinge aufzunehmen, doch einige portugiesische Konsuln widersetzten sich ihren Anweisungen und stellten massenweise Visa aus. So konnten während des Zweiten Weltkriegs wahrscheinlich mehr als 100.000 Menschen nach Portugal fliehen, darunter viele Juden. Die meisten von ihnen nutzten das Land als Transitstation, da sie keine Erlaubnis hatten, in Portugal zu bleiben.
Das Holocaust-Museum Porto hat den Anspruch, umfassend über den Holocaust zu informieren. Es ist somit dem Andenken der bis zu sechs Millionen ermordeten europäischen Juden gewidmet.
Die portugiesischen Juden waren der Verfolgung und späteren Vernichtung nicht ausgesetzt, da Portugal nicht von den Nationalsozialisten besetzt war.
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Nach Ende des Zweiten Weltkriegs kam es in der bis 1974 fortdauernden Diktatur in Portugal zu keiner kritischen Auseinandersetzung mit der eigenen Rolle während des Holocaust. Die Konsuln, die durch ihr Handeln Zehntausende Juden vor dem sicheren Tod retteten, bekamen keinerlei Anerkennung und waren oft sogar Disziplinarverfahren ausgesetzt. Erst nach der Nelkenrevolution 1974 änderte sich dies und es begann ein Prozess der Aufarbeitung in Portugal.
Das Holocaust-Museum in Porto wurde 2021 von der Jüdischen Gemeinde Porto in Zusammenarbeit mit B‘nai B‘rith International und Holocaust-Museen in verschiedenen Ländern gegründet. Neben der Darstellung der europäischen Dimension des Holocaust informiert das Museum auch über die Juden, die während dieser Zeit nach Porto flohen. Zusammen mit anderen Institutionen in der Stadt Porto wie dem Jüdischen Museum, der Synagoge und der römisch-katholischen Diözese hat sich das Holocaust-Museum insbesondere der Arbeit gegen Antisemitismus verschrieben. Es ist das erste dem Holocaust gewidmete Museum Portugals.
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