• Denkmal der Dankbarkeit
In Plowdiw, der zweitgrößten Stadt Bulgariens, erinnert das 1998 errichtete »Denkmal der Dankbarkeit« an die verhinderte Verschleppung der Plowdiwer Juden im März 1943.
Bild:Plowdiw, o.D., Juden hausen im Freien, jewishpostcardcollection.com
Plowdiw, o.D., Juden hausen im Freien, jewishpostcardcollection.com

Bild:Plowdiw, 2007,  »Denkmal der Dankbarkeit«, Shalom, Aleksander Oskar
Plowdiw, 2007, »Denkmal der Dankbarkeit«, Shalom, Aleksander Oskar
Bereits im September 1939 verwies die bulgarische Regierung alle ausländischen Juden des Landes. Mit dem Inkrafttreten des Gesetzes »zum Schutz der Nation« im Januar 1941 begann in Bulgarien die Ausgrenzung der Juden. Sie mussten einen Gelben Stern als Kennzeichnung tragen, wurden enteignet und aus den Städten verbannt. Tausende jüdische Männer leisteten unter schwersten Bedingungen Zwangsarbeit in Lagern. Außerdem stimmte Bulgarien der Deportation jüdischer Staatsbürger im Ausland nach Auschwitz zu.
Nach dem Einmarsch der Wehrmacht in Jugoslawien und Griechenland im Frühjahr 1941 besetzte Bulgarien die griechische Region Thrakien, Teile Mazedoniens und Serbiens. Obwohl das Land nicht von der Wehrmacht besetzt war, nahmen im März 1943 bulgarische Behörden in diesen Gebieten fast 11.500 Juden gefangen und übergaben sie der SS, die sie ins Vernichtungslager Treblinka im besetzten Polen verschleppte und dort ermordete.
Auch im bulgarischen Kernland wurden Verhaftungen durchgeführt. In Plowdiw internierten die Behörden Anfang März 1943 etwa 7.400 der 8.000 Juden und verbrachten sie in Arbeitslager auf dem Land. Unklar bleibt, ob diese Aktion eine mögliche Deportation aus Bulgarien verhindern oder aber eine solche vorbereiten sollte. Die in der Stadt verbliebenen Juden versteckte der orthodoxe Metropolit Kyril vorübergehend in seinem Haus und verfasste zahlreiche Briefe an das bulgarische Parlament, die gegen die geplante Deportation der Plowdiwer Juden gerichtet waren.
Proteste seitens der Politik – insbesondere des stellvertretenden Parlamentspräsidenten Dimitar Peschew (1894–1973) – und der Kirche verhinderten schließlich die geplante Verschleppung der Juden aus dem bulgarischen Kernland. Ein Grund für diesen Erfolg dürfte auch der sich abzeichnende militärische Sieg der Alliierten gewesen sein.
Bild:Plowdiw, o.D., Juden hausen im Freien, jewishpostcardcollection.com
Plowdiw, o.D., Juden hausen im Freien, jewishpostcardcollection.com

Bild:Plowdiw, 2007,  »Denkmal der Dankbarkeit«, Shalom, Aleksander Oskar
Plowdiw, 2007, »Denkmal der Dankbarkeit«, Shalom, Aleksander Oskar
Das Denkmal ist der Rettung der Juden Plowdiws gewidmet, die wie die meisten bulgarischen Juden überlebten.
Aus den besetzten Gebieten Griechenlands und Jugoslawiens allerdings lieferte Bulgarien im März 1943 über 11.000 Juden an die SS aus, die sie im Vernichtungslager Treblinka ermordete.
Bild:Bulgarien, 1941, Beim Straßenbau eingesetzte jüdische Zwangsarbeiter, Yad Vashem
Bulgarien, 1941, Beim Straßenbau eingesetzte jüdische Zwangsarbeiter, Yad Vashem

Das »Denkmal der Dankbarkeit« wurde am 10. März 1998 im ehemaligen jüdischen Viertel der Stadt errichtet. Seine hebräisch-englisch-bulgarische Inschrift lautet: »All jenen, die uns am 10. März 1943 retten halfen. Die dankbare Jüdische Gemeinde Plowdiw«. Das Denkmal wurde in Form eines Schofar, eines rituellen jüdischen Musikinstruments, von den Architekten G. Georgieff und Kr. Karakasheff entworfen. Die Skulptur stammt vom Bildhauer Atanas Karadecheff. Jedes Jahr im März findet unter Beteiligung der jüdischen Gemeinde, der Stadt und der orthodoxen Kirche eine Gedenkveranstaltung statt.
Bild:Plowdiw, 2007,  »Denkmal der Dankbarkeit«, Shalom, Aleksander Oskar
Plowdiw, 2007, »Denkmal der Dankbarkeit«, Shalom, Aleksander Oskar

Bild:Plowdiw, 2007,  Widmung auf dem Sockel des Denkmals, Shalom, Aleksander Oskar
Plowdiw, 2007, Widmung auf dem Sockel des Denkmals, Shalom, Aleksander Oskar
Name
Pamjetnik na Blagodarnostta
Adresse
Ploschtschad Zar Kalojan
Plowdiw
Öffnungszeiten
Das Denkmal ist jederzeit zugänglich.