• Jüdischer Friedhof Diakowar
In der kleinen Stadt Diakowar (kroatisch: Đakovo) sind 569 Opfer der Ustascha, größtenteils Frauen und Kinder, auf einem Lagerfriedhof bestattet. Von 1941 bis 1942 wurden mehrere tausend Frauen und Kinder von Angehörigen der Ustascha im Lager Diakowar gefangen gehalten und anschließend deportiert.
Bild:Diakowar, 1941, Das Lagergelände, Yad Vashem
Diakowar, 1941, Das Lagergelände, Yad Vashem

Bild:Diakowar, 2007, Grabtafeln mit den Namen der Opfer, Stiftung Denkmal, Stefan Dietrich
Diakowar, 2007, Grabtafeln mit den Namen der Opfer, Stiftung Denkmal, Stefan Dietrich
Die kleine Stadt Diakowar (kroatisch: Đakovo) liegt im Norden Kroatiens, in der historischen Region Slawonien. Nach dem Einmarsch deutscher Truppen und ihrer Verbündeten im Frühjahr 1941 in Jugoslawien, teilten die Besatzer das Land auf: Auf dem Gebiet der heutigen Staaten Kroatien und Bosnien-Herzegowina rief die faschistische Ustascha-Bewegung (kroatisch: Ustaša) den Unabhängigen Staat Kroatien aus (USK, kroatisch: Nezavisna Država Hrvatska). Bald errichtete die Ustascha im ganzen Land Lager, wo sie vor allem Serben, Juden und Roma gefangen hielt. Viele dieser Häftlinge wurden später ermordet.
In Diakowar ließ die Ustascha im Dezember 1941 ein Lager für Frauen und Kinder auf dem Gelände einer Mühle errichten: Die jüdische Gemeinde von Esseg (kroatisch: Osijek) musste sich um die Lagergebäude kümmern und war auch für die Leitung und Versorgung des Lagers zuständig. Bis zum März 1942 blieb die Situation der Frauen erträglich: Einige durften das Lager verlassen, um Verwandte zu besuchen oder Besorgungen zu machen. Es gab ausreichend Nahrungsmittel. Im März 1942 beschloss die Ustascha jedoch, mehr als 1.100 typhuskranke Frauen aus dem Lager Stara Gradiška nach Diakowar zu deportieren. Im gleichen Monat übernahm die Ustascha die Leitung des Lagers. Krankheiten breiteten sich rasend schnell aus, während die Zahl der inhaftierten Frauen auf etwa 3.000 anstieg. Angehörige der Ustascha-Wachmannschaften folterten und misshandelten die Frauen. Ab Mitte Juni wurde das Lager wegen der vielen Kranken aufgelöst. Die etwa 3.000 Frauen und Kinder wurden in das Vernichtungslager Jasenovac verschleppt.
Bild:Diakowar, 1941, Das Lagergelände, Yad Vashem
Diakowar, 1941, Das Lagergelände, Yad Vashem

Bild:Diakowar, 2007, Grabtafeln mit den Namen der Opfer, Stiftung Denkmal, Stefan Dietrich
Diakowar, 2007, Grabtafeln mit den Namen der Opfer, Stiftung Denkmal, Stefan Dietrich
Im Lager Diakowar hielt die Ustascha vor allem jüdische Frauen und Kinder gefangen. Wie viele Menschen das Lager durchliefen ist nicht bekannt. Etwa 3.000 Frauen und Kinder deportierte die Ustascha nach Auflösung des Lagers in das Vernichtungslager Jasenovac. Ihr weiteres Schicksal ist nicht bekannt – sie wurden wahrscheinlich ermordet. Auch in Diakowar gab es Todesopfer: Die Namen von 569 Frauen und Kindern, die an Hunger, Krankheiten und Misshandlungen starben sind bekannt. Sie wurden vor Ort bestattet. Die tatsächliche Zahl der Opfer in Diakowar könnte allerdings noch höher liegen.
Bild:Diakowar, 2007, Grab der im Lager im Alter von 52 Jahren verstorbenen Estera Pardo aus Sarajewo, Stiftung Denkmal, Stefan Dietrich
Diakowar, 2007, Grab der im Lager im Alter von 52 Jahren verstorbenen Estera Pardo aus Sarajewo, Stiftung Denkmal, Stefan Dietrich

Bild:Diakowar, 2007, Gedenktafel auf dem ehemaligen Lagergelände, Stiftung Denkmal, Stefan Dietrich
Diakowar, 2007, Gedenktafel auf dem ehemaligen Lagergelände, Stiftung Denkmal, Stefan Dietrich
Die sterblichen Überreste der Opfer des Lagers Diakowar sind auf dem jüdischen Friedhof der Stadt bestattet. Sie wurden bereits 1942 in einzelnen Gräbern beerdigt. Jedes der 569 Gräber trägt ein Metallschild mit dem Namen des Toten.
1952 errichtete die jüdische Gemeinde ein Denkmal für die Opfer des Lagers in der Aussegnungshalle am Friedhof. Dieser Raum ist heute verschlossen. Eine 1961 auf dem ehemaligen Lagergelände errichtete Gedenkplatte wurde 1990 entfernt. Sie wurde später wieder aufgestellt.
Bild:Diakowar, 2007, Auf dem jüdischen Friedhof, Stiftung Denkmal, Stefan Dietrich
Diakowar, 2007, Auf dem jüdischen Friedhof, Stiftung Denkmal, Stefan Dietrich

Bild:Diakowar, 2007, Auf dem jüdischen Friedhof, Stiftung Denkmal, Stefan Dietrich
Diakowar, 2007, Auf dem jüdischen Friedhof, Stiftung Denkmal, Stefan Dietrich
Name
Židovsko Groblje Đakovo
Adresse
Ulica Vladimira Nazora 10
31400 Đakovo
Öffnungszeiten
Der Friedhof ist von 8:00 bis 18:00 Uhr geöffnet. Die Gedenktafel ist jederzeit zugänglich.