Grenze des Friedens

Fronteira da Paz


Im Frühjahr 1940 waren Millionen Menschen in Frankreich auf der Flucht vor den vorrückenden deutschen Besatzern. Sie flohen in den Süden des Landes und hofften, dort ein Visum für ein sicheres Land zu erhalten. Doch kein Land war dazu bereit, die vielen Flüchtlinge aufzunehmen. In dieser verzweifelten Situation widersetzte sich der portugiesische Generalkonsul in Bordeaux, Aristides de Sousa Mendes (1885–1954), den Anweisungen seiner Regierung und stellte den Flüchtlingen portugiesische Visa aus. So konnten schätzungsweise mehr als 100.000 Menschen während des Zweiten Weltkriegs von Frankreich über Spanien nach Portugal fliehen. Die meisten von ihnen überquerten in Vilar Formoso die portugiesische Grenze. Seit 2017 erinnert dort ein Museum mit dem Namen »Fronteira da Paz« (deutsch: Grenze des Friedens) daran.

Geschichte

Portugal befand sich spätestens seit 1932 unter der Herrschaft von António de Oliveira Salazar (1889–1970). Unter der Bezeichnung »Estado Novo« (deutsch: Neuer Staat) etablierte dieser eine Diktatur. Dazu gehörte auch die Gründung einer Staatsschutzpolizei nach dem Vorbild der deutschen Geheimen Staatspolizei (Gestapo), mithilfe derer Salazar die Bevölkerung unterdrückte und Gegner verfolgen ließ. Außenpolitisch war Portugal mit dem franquistischen Spanien verbündet und blieb im Zweiten Weltkrieg offiziell neutral. Während Salazar zu Beginn des Krieges noch die Nähe zu den Achsenmächten suchte, wandte er sich infolge innenpolitischer Opposition zunehmend den Alliierten zu. Die Kolonie Portugiesisch-Timor war das einzige Territorium Portugals, auf dem während des Krieges direkte Kampfhandlungen stattfanden.

Im Vergleich zu den meisten anderen europäischen Ländern gab es in Portugal zu dieser Zeit nur einen schwach ausgeprägten Antisemitismus. Juden waren hier keiner direkten staatlichen Verfolgung ausgesetzt. Dennoch war Salazar nicht bereit, den vielen vor den Nationalsozialisten fliehenden Juden Zuflucht zu gewähren. Lediglich Flüchtlinge mit einem Visum für ein anderes Land durften Portugal als Zwischenstation auf ihrer Flucht nutzen. Mit Beginn des Westfeldzugs der Wehrmacht im Mai 1940 widersetzten sich jedoch einige portugiesische Konsuln diesen Anweisungen und stellten massenweise Visa aus, um den Flüchtlingen zu helfen. Der bekannteste von ihnen war Aristides de Sousa Mendes (1885–1954), portugiesischer Generalkonsul in Bordeaux, der im Juni 1940 mehrere Zehntausend Visa vergab.

Die Fluchtroute führte die meisten Flüchtlinge von Südfrankreich über Spanien nach Portugal. Am Grenzbahnhof der Kleinstadt Vilar Formoso überquerten sie die spanisch-portugiesische Grenze. Zu ihnen gehörten auch einige bekannte Persönlichkeiten wie Heinrich Mann (1871–1950), Antoine de Saint-Exupéry (1900–1944) und Peggy Guggenheim (1898–1979).

Opfergruppen

Die Schätzungen über die Zahl der Flüchtlinge, die im Zweiten Weltkrieg nach Portugal fliehen konnten, gehen teilweise weit auseinander. Insgesamt ist jedoch von mindestens 100.000 Flüchtlingen auszugehen, von denen ein großer Teil Juden waren.

Aristides de Sousa Mendes rettete durch seinen Einsatz schätzungsweise rund 30.000 Menschen das Leben, darunter etwa 10.000 Juden.

Erfahre mehr über Portugal

Portugal blieb im Zweiten Weltkrieg neutral. Dadurch war das Land ein wichtiger Zufluchtsort für mehr als 50.000 Flüchtlinge aus den von den Nationalsozialisten besetzten Gebieten Europas. Allein durch den mutigen Einsatz des in Bordeaux stationierten portugiesischen Diplomaten Aristides de Sousa Mendes (1885–1954) konnten etwa 30.000 Menschen vor den vorrückenden deutschen Besatzern nach Portugal fliehen. Gleichzeitig war das Land jedoch seit 1932 eine rechtsgerichtete Diktatur unter der Herrschaft von António de Oliveira Salazar (1889–1970), der teilweise mit den Nationalsozialisten kollaborierte. So belieferte Portugal Deutschland mit kriegswichtigen Metallen wie Wolfram, das für die Panzerung von Militärfahrzeugen genutzt wurde. Um einer Verwicklung in den Krieg vorzubeugen, arbeitete Salazar jedoch auch mit den Alliierten zusammen. Ab 1943 stellte er diesen beispielsweise die zu Portugal gehörenden Azoren als Stützpunkt zur Verfügung. In der Nachkriegszeit fand in der weiterhin bestehenden Salazar-Diktatur keine Aufarbeitung der eigenen Rolle im Zweiten Weltkrieg statt. Die Rettungsaktion durch Aristides de Sousa Mendes führte nicht zu dessen Anerkennung, sondern zu einem Disziplinarverfahren und seiner Entlassung aus dem diplomatischen Dienst. Erst nach der sogenannten Nelkenrevolution des Jahres 1974 und der anschließenden Demokratisierung des Landes setzte ein Prozess der kritischen Reflexion über die eigene Vergangenheit ein. Im Zuge dessen rehabilitierte das portugiesische Parlament Sousa Mendes. Im Jahr 2021 wurde in Porto das erste Holocaustmuseum des Landes eröffnet.

Erinnerung

Aufgrund des Fortbestands der Diktatur bis zur Nelkenrevolution im Jahr 1974 kam es in Portugal zu keiner kritischen Auseinandersetzung mit der eigenen Rolle während des Zweiten Weltkriegs. So erhielt Aristides de Sousa Mendes beispielsweise keinerlei Anerkennung für seine Rettungsaktion vonseiten des portugiesischen Staates. Stattdessen wurde er aus dem diplomatischen Dienst entfernt und verstarb schließlich 1954 in Armut. Erst im Zuge der Demokratisierung des Landes nach 1974 setzte ein Aufarbeitungsprozess ein. Im Jahr 1988 rehabilitierte das portugiesische Parlament Aristides de Sousa Mendes postum.

Am Grenzbahnhof von Vilar Formoso erinnert heute ein Museum an die Verdienste von Sousa Mendes und die Rolle des portugiesischen Volkes bei der Aufnahme der Flüchtlinge. Es ist in zwei ehemaligen Lagerhallen des Bahnhofs untergebracht und wurde am 26. August 2017 durch den portugiesischen Staatspräsidenten Marcelo Rebelo de Sousa (*1948) offiziell eröffnet. Die Ausstellung besteht aus den sechs Abschnitten »Menschen wie wir, Der Beginn des Alptraums, Die Reise, Vilar Formoso / Grenze des Friedens, In portugiesischen Landen, Die Ausreise«.

Angebote

Ausstellung, geführte Touren, Angebote für Schulklassen

Öffnungszeiten

Dienstag bis Freitag 9.00 bis 12.30 und 14.00 bis 17.30
Samstag, Sonntag und Feiertage 10.00 bis 12.30 und 14.00 bis 17.30
Montag geschlossen

Kontakt

https://vilarformosofronteiradapaz.cm-almeida.pt/

+351 271 149 459

Largo da Estação
6355 Vilar Formoso