Jüdisches Museum Manchester

Manchester Jewish Museum


Das Jüdische Museum Manchester wurde im Jahr 1984 eröffnet. Es befand sich zunächst in der 1874 errichteten Spanischen und Portugiesischen Synagoge im Stadtteil Cheetham Hill. Im Zuge einer Renovierung im Jahr 2021 erhielt das Museum einen Neubau, der nun zusammen mit der Synagoge das Museum bildet.

Geschichte

Juden waren lange Zeit aus dem Vereinigten Königreich verbannt. In Manchester bildete sich daher erst ab dem 18. Jahrhundert eine kleine jüdische Gemeinde. Ende des 18. Jahrhunderts entstand der erste jüdische Friedhof der Stadt und auch eine Synagoge wurde eingerichtet. Im Zuge der Industrialisierung wuchs die jüdische Gemeinde im 19. Jahrhundert stark an. Zu den Neuankömmlingen zählten sowohl aschkenasische Juden aus den deutschsprachigen Ländern, Zentral- und Osteuropa als auch sephardische Juden aus Portugal und den Niederlanden. In dieser Zeit entwickelte sich der im Norden Manchesters gelegene Stadtteil Cheetham Hill zum Zentrum des jüdischen Lebens. Die Spanische und Portugiesische Synagoge, in der sich heute das Jüdische Museum befindet, war bei ihrer Eröffnung im Jahr 1874 eine von vielen Synagogen in der Gegend.

Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten im Deutschen Reich 1933 suchten viele deutsche Juden im Vereinigten Königreich Zuflucht. Strikte Einwanderungsgesetze verhinderten jedoch die Einreise zahlreicher Juden. Hilfsorganisationen – darunter auch nicht-jüdische Gruppen wie die Quäker – versuchten, den Flüchtlingen zu helfen. So gelangten in den Jahren 1938 und 1939 unter anderem durch sogenannte Kindertransporte fast 10.000 Kinder ins Vereinigte Königreich, davon etwa 800 in die Region Manchester. Schätzungen zufolge fanden in den Jahren 1933 bis 1945 rund 8.000 Flüchtlinge vom europäischen Kontinent, darunter Juden und Nichtjuden, Zuflucht in der Region Manchester.

Heute hat die jüdische Gemeinde Manchesters mehr als 30.000 Mitglieder und ist damit nach London die zweitgrößte im Vereinigten Königreich.

Opfergruppen

Das Jüdische Museum Manchester hat den Anspruch, umfassend über die jüdische Geschichte der Stadt zu informieren. Dies umfasst auch die jüdischen Flüchtlinge, die vor den Nationalsozialisten nach Manchester flohen.

Erfahre mehr über Vereinigtes Königreich

Das heutige Selbstverständnis der britischen Nation fußt maßgeblich auf der Geschichte des Landes im Zweiten Weltkrieg. Großbritannien war der einzige europäische Gegner des Deutschen Reiches, der – mit Ausnahme der Kanalinseln – nicht durch die Wehrmacht besetzt wurde. Das Vereinigte Königreich prägte als Siegermacht die europäische Nachkriegsordnung entscheidend mit. Im Mittelpunkt der Erinnerung an den Krieg steht bis heute die Besinnung auf die militärische und moralische Selbstbehauptung. Als Symbolfigur gilt dabei der konservative Premierminister Winston Churchill (1874–1965), der 1940 sein Amt antrat. Ihm gelang es, durch seine Reden einen optimistischen Geist zu verbreiten, während die Zivilbevölkerung durch die deutschen Bombenangriffe große Verluste zu beklagen hatte. Die Stadt Coventry steht sinnbildlich für die Zerstörungen, aber auch für die Initiativen einer Aussöhnung mit den Deutschen. Ein Leitmotiv im Umgang mit dem Zweiten Weltkrieg in Großbritannien war der gemeinsame Einsatz verschiedener Bevölkerungsgruppen an der »Heimatfront«, in dessen Rahmen der Adel seine Herrenhäuser für Großstadtkinder zur Verfügung stellte und die königliche Familie Ausgebombte besuchte. An einen Gemeinschaftsgeist appellierte auch die »Labour Party« in ihrem Wahlkampf nach Kriegsende 1945, durch den es ihr gelang, Churchill abzulösen. Labour legte mit neuen Bildungs- und Sozialversicherungsgesetzen die Grundlage für eine Phase des sozialen Friedens nach den Grundsätzen der Chancengleichheit und Gleichberechtigung. Diesem Geist entsprach auch eine wohl in Europa einzigartige Erinnerungskultur der frühen Nachkriegsjahre. Bereits 1944 hatte eine Umfrage ergeben, dass Denkmalprojekte für die Opfer des Zweiten Weltkrieges den Überlebenden »Nutzen bringen oder Freude bereiten« sollten. Daher wurde in Wales ein Schwimmbad offizielles Gedenkzeichen, in Eastbourne sechs Häuser für Kriegsversehrte und deren Familien. Inzwischen haben sich die Formen der Erinnerung in Großbritannien verändert. Nach der dramatischen Wirtschaftskrise der 1970er Jahre leitete die konservative Premierministerin Margaret Thatcher (1925–2013) einen radikalen Politikwandel ein und veränderte auch die Stellung der Briten zu ihrer Vergangenheit. »Effizienz« wurde zum Leitbegriff. Unternehmerisches Denken sollte auch im Kulturbereich Einzug halten, Geschichte zum Konsumprodukt werden. Tatsächlich nahm sich die entstehende »Geschichtsindustrie« auch des Zweiten Weltkriegs an, wovon das Angebot zahlreicher Museumsläden zeugt. In den folgenden Jahren hat die Erinnerung an den Krieg durch die Feiern zum Jahrestag der Landung der Westalliierten in der Normandie 1944 und des Sieges 1945, aber auch durch zahlreiche Spielfilme und Fernsehserien, weiter zugenommen. In diesem Zusammenhang ist die Erinnerung an den Holocaust gestärkt worden, der bis in die späten 1960er Jahre fast völlig ausgeblendet wurde, obwohl sich viele Flüchtlinge der Verfolgung im Land niedergelassen hatten. Im Jahr 2000 eröffnete Königin Elisabeth II (1926–2022) im »Imperial War Museum«, dem zentralen Kriegs- und Militärmuseum des Landes in London, eine Dauerausstellung über den Mord an den europäischen Juden, die einen fundierten Überblick über das Verbrechen bietet. Auf Initiative der Regierung Cameron sollte im Londoner Regierungsviertel bis Mitte der 2020er Jahre ein neues nationales Holocaustdenkmal entstehen.

Erinnerung

Seit 1984 informiert das Jüdische Museum über die jüdische Geschichte der Stadt. Zunächst befand es sich in einem kleinen Ausstellungsraum in der 1874 errichteten Spanischen und Portugiesischen Synagoge im Stadtteil Cheetham Hill. Diese wurde bis 1982 aktiv als Synagoge genutzt. Der Vorschlag für die Einrichtung des Museums geht auf Werner Mayer, den damaligen Präsident der Synagoge, zurück. In den folgenden Jahrzehnten weitete das Museum ständig seine Aktivitäten aus. So umfasst das Jüdische Museum Manchester unter anderem ein Archiv mit mehr als 31.000 Gegenständen, die die jüdische Migration nach Manchester dokumentieren.

Nach einer Sanierung und Erweiterung im Jahr 2021 umfasst das Museum nun ein neues Ausstellungsgebäude, ein vegetarisches Café, einen Shop, eine Lernwerkstatt und eine Küche sowie die vollständig restaurierte Synagoge. Der am 2. Juli 2021 eröffnete Neubau greift die Ornamentik der im neomaurischen Stil erbauten Synagoge auf. Verantwortlich für den Bau war das Citizens Design Bureau, das dafür mit mehreren Preisen ausgezeichnet wurde.

Angebote

Dauerausstellung und Wechselausstellungen, Workshops, Angebote für Schulklassen und andere Gruppen, Archiv, Café, Shop

Öffnungszeiten

Täglich geöffnet von 10.00 bis 17.00

Kontakt

https://www.manchesterjewishmuseum.com/

tickets@manchesterjewishmuseum.com

+44 (0)161 834 9879

190 Cheetham Hill Road
Manchester M8 8LW